Berufsportrait: Hörsystemakustiker/in EFZ

Ein Beruf, bei dem man gehört wird

Peter Widmer
Markus Siegrist, Geschäftsführer der a-plus Audio-Akustik AG.

Foto: Foto: zvg

Einfach erklärt
Die Ausbildung zum Hörsystemakustiker dauert drei Jahre. Sie ist vielseitig, verlangt technisches Verständnis und Beratung. Die Hörsystemakustikerin arbeitet mit Ohrenärzten zusammen. Die Ausbildung findet in Fachgeschäften für Hörsysteme statt.
Steigende Lebenserwartung und zunehmende Lärmbelastung erhöhen die Nachfrage nach Hörtests und Hörsystemen. Markus Siegrist, Geschäftsführer der a-plus Audio-Akustik AG an der Brünnenstrasse 126 in Bümpliz, ist in seinem Element, wenn er von seiner faszinierenden und dankbaren Tätigkeit erzählt.

 

Hörsystemakustikers EFZ?

Ich absolvierte zuerst eine Lehre als Schlosser und arbeitete einige Jahre im Beruf. Nachdem ich mir damals die Sinnfrage stellte, welchselte ich in den Rettungsdienst und absolvierte die Ausbildung zum Berufssanitäter. Nach einem schweren Unfall stellte sich die Frage nach einer Umschulung. Mein Grossvater, der im höchsten Grad schwerhörig war, brachte mich auf die Idee, den Beruf des Hörgeräteakustikers zu erlernen. Zudem arbeitete ich gerne mit Menschen zusammen, das wurde mir im Rettungsdienst bewusst. Aber auch die Technik faszinierte mich und den Gesundheitsbereich wollte ich nicht verlassen. So absolvierte ich schliesslich auf dem dritten Bildungsweg noch die Grundbildung zum Hörgeräteakustiker, wie der Beruf damals noch hiess. 

Was erachten Sie als ideale Voraussetzungen, um diesen Beruf zu ergreifen?

Man muss sich bewusst sein, dass ein Lernender oder eine Lernende im Fachgeschäft mit Kunden zu tun hat, die seine Grosseltern sein könnten, weil Hörprobleme mit steigendem Alter zunehmen. Das ist für einen Schulabgänger neu und nicht einfach. Die Liebe zu Menschen und die Bereitschaft, mit ihnen gemeinsam etwas zu erarbeiten, sind wichtige Voraussetzungen. 

Wo ist die Schnittstelle zwischen Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO) und Ihnen als Fachgeschäft?

Für mich sind die Ohrenärzte die wichtigsten Bezugspersonen. Der Ohrenarzt ist unerlässlich für die Beurteilung einer Hörstörung, er stellt die Diagnose und deckt die medizinischen Komponenten ab, zum Beispiel das Erkennen von Krankheitsbildern. In der Regel werden die Patienten dann ins Fachgeschäft überwiesen. Wir führen eine Hörweltanalyse durch, damit wir herausfinden können, welches Hörsystem benötigt wird. Mit verschiedenen Messmethoden werden dann die Hörsysteme angepasst.

Wann soll jemand zu Ihnen kommen, wann soll er/sie den Arzt aufsuchen?

Wenn wir beim Test feststellen, dass das Hörvermögen beeinträchtigt ist und der Patient bereit ist, sich eine Hörlösung zu erwerben, dann verweisen wir den Kunden zum Ohrenarzt, um die nötigen Abklärungen vorzunehmen. Spätestens wenn es um die Finanzierung geht, ist die Expertise des Arztes notwendig. 

Was ist heute anders als vor 25 Jahren, als Sie ins Unternehmen eingetreten sind?

Alles ist schnelllebiger geworden. Früher stellten wir die Hörgeräte mit einem Schraubenzieher ein, seit Jahrzehnten werden diese Arbeiten mittels Computer ausgeführt. Heute ist ein grösseres technisches Verständnis erforderlich. Die Anbindung an Handy und TV-Geräte sowie die heute zur Verfügung stehenden Zusatzhilfsmittel zu den Hörsystemen gab es vor 25 Jahren noch nicht. Audiologisch hat sich nichts verändert, da ja Anatomie und Funktionsweise des Ohres gleichgegeblieben sind.

Wie ist der Trend bei den Hörgeräten?

Die heutigen Hörsysteme sind komplexe Hörcomputer und können mehr: Sie können Hörsituationen analysieren und sind vielfältig ausbaubar. Kein Vergleich mehr zu früher.

Als Weiterbildung kann die Berufsprüfung zum Hörsystemspezialisten mit eidg. Fachausweis angestrebt werden. Welche zusätzlichen Fähigkeiten werden hier erworben?

Der Abschluss als Hörsystemspezialistin mit eidgenössischem Fachausweis kann nach zwei Jahren Berufspraxis erlangt werden. Er befähigt insbesondere dazu, ein Hörakustik-Fachgeschäft nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen zu führen, Mitarbeitende einzustellen sowie Fachkräfte auszubilden. Entsprechend präsentiert sich auch der Fächerkatalog mit verschiedenen fachspezifischen und betriebswirtschaftlichen Modulen wie Unternehmens- und Personalführung sowie Berufsbildnerinnen-Kurs.

Was erachten Sie zurzeit als grösste Herausforderung?

Die grösste Herausforderung besteht darin, nie zu vergessen, dass wir es immer mit Menschen zu tun haben und wir dem Hörbeeinträchtigten den optimalsten Nutzen bieten wollen. Auch die Kostenfrage steht immer mehr im Zentrum. Unsere Kunden werden auch diesbezüglich fair beraten.

INFO:

Verein Bildung Hörsystemakustik VBHA, Bern

www.vbha.ch

info@vbha.ch

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