Zeitgenössische Malerei

«Du würdsch gschyder dis Grosi i dä Kurs schicke»

Thomas Bornhauser
Edi Badertscher beim Vorbereiten seines «Klimawandels».

Foto: Foto: BO

Einfach erklärt
Einfach Erklärt Edi Badertscher aus Hinterkappelen malt in den verschiedensten Stilrichtungen. Eines seiner Werke erinnert an den US-Künstler Sam Francis.
Kunst ist bekanntlich das, was gefällt. Und dennoch: Es gibt gewisse Kriterien, die einer Überprüfung standhalten müssen – Kriterien, die ein «modernes» Werk eines Kunstschaffenden von der Kinderzeichnung unterscheiden. Wir haben Edi Badertscher aus Hinterkappelen zum Gespräch über zeitgenössische Malerei getroffen.

Edi Badertscher, was überwiegt heute bei Ihnen, Kunst oder Kommerz?

(Erstaunt) Wie meinen Sie das genau? 

Sie sind als Ü80 noch immer im Bereich Immobilien tätig, malen aber ebenso leidenschaftlich.

(Lacht) Ach so… Ich war gerade verunsichert, weil Sie Kunst und Kommerz im gleichen Atemzug genannt haben. Das sind für mich nämlich zwei sehr unterschiedliche Sektoren. Bei den Immobilien gehe ich es ruhiger an als auch schon. Und die Malerei ist für mich ein reines Hobby, aber der Erfolg macht Spass. Besonders freut mich, dass einige meiner Werke in Sammlungen bekannter Bernerinnen und Berner zu sehen sind.

Reden wir von der Kunst. Sie haben auch schon ausgestellt, nicht wahr?

Ja, im Inland und sogar schon im Ausland, einmal in Barcelona. Dort hätte ich mein Lieblingsbild verkaufen können, «Hommage an Sam Francis», habe aber darauf verzichtet, weil es mir zu sehr ans Herz gewachsen ist. Deshalb hängt es in meinem Atelier – unverkäuflich.

Bleiben wir noch kurz bei diesem grossartigen Bild. Weshalb die Hommage an den amerikanischen Künstler?

Als ich zum ersten Mal ein Werk von Sam Francis gesehen habe, war ich hin und weg. Acrylfarben, die in einem unvergleichlichen Glanz erscheinen. Ein Wunderwerk zu seiner Zeit. Ich wollte wissen, wie so etwas möglich ist, weshalb ich einen befreundeten Chemiker und Farbenhersteller gebeten habe, das Geheimnis für mich zu lüften. Das hat er getan. Ich habe nach seiner Entdeckung nur ein einziges Werk «The Sam Francis Way» realisiert. That’s it.

Seit wann malen Sie?

In der Gewerbeschule Bern konnte ich mich mit Fächern wie Algebra nicht anfreunden, weshalb ich zusätzlich zur «Pflicht» Kurse der Kunstgewerbeschule als «Kür» belegt habe, unter anderem jenen der Farbenlehre. Mein Hauptlehrer in der Gewerbeschule war darüber derart entsetzt, dass er meinte: «Du würdsch o gschyder dis Grosi i dä Kurs schicke.» 

Sie haben verschiedene Schaffensphasen hinter sich…

Wissen Sie, wenn ich mich in eine bestimmte Richtung aufmache, dann nur so lange, bis ich das Gefühl habe, etwas Anständiges sei mit einzelnen Werken entstanden. Das kann aber eine ganze Zeit dauern. Dann mache ich mich zu neuen Ufern auf, ich muss einfach experimentieren, Neues versuchen, neue Techniken anwenden. Dort ist jeweils aller Anfang schwer. «Learning by doing», um es Neudeutsch zu sagen. 

Auf einem Bild sehen wir Sie beim Beginn einer neuen Arbeit, die Sie «Klimawandel» nennen.

Weshalb das?

Sobald die Flüssigkeit auf die Leinwand gelangt, verändere ich den natürlichen Verlauf der Farben, bestimme die Richtung. Ähnlich ist es doch auch beim Klima. Wir Menschen beeinflussen es, versuchen mit schlechtem Gewissen mit mehr oder weniger sinnvollen Massnahmen, den Fluss wieder in sein Bett zu bringen. Ich werde auch diese Leinwand mehrmals nachbearbeiten, bis sie meiner Vorstellung von Klimaveränderung nahekommt. 

Der bekannte Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi hatte vor allem Erfolg, weil er die Pinsel wie seine – im wahrsten Sinne des Wortes – Vor-Bilder führte. Sie auch?

(Schallendes Lachen) Nein! Beltracchi spielt in einer ganz anderen Liga, bei der ich höchstens auf der Zuschauertribüne sitze und staune. Meine Bilder sollen gefallen, mehr nicht.

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