«Den Blick in die Vergangenheit mache ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge», sagt Aline Guillet. Die 25-Jährige ist wieder fit. Ein Kreuzbandriss und diversen anderen Verletzungen, zwangen sie während 15 Monaten zur Untätigkeit. Nun steht die Offensivspielerin dem Trainerduo Fabio Santona und Yves Mezger für die im November beginnende Meisterschaft wieder zur Verfügung. Auch Micha Haldemann, der Coach der Femina Kickers Worb, wo Aline Guillet auf dem Rasen als Sturmspitze den Gegnerinnen das Leben schwer macht, dürfte froh sein, dass die technisch versierte Angreiferin wieder zurück ist. «Ich begann beim SV Kaufdorf, wechselte dann zu den Femina Kickers, wo wir zeitweise sogar in der Nationalliga B spielten, und entschied mich vor sieben Jahren, im Winter die Farben von Minerva zu tragen, weil viele meiner Kolleginnen auch hier spiel(t)en», so die junge Frau, die erblich belastet ist. Ihr jüngerer Bruder Raphael wechselte soeben zum FC Belp, der Vater kickte für den FC Köniz, wo er noch heute bei den Senioren 40+ aktiv ist und die Mutter und deren Schwester spielten für die Young Boys erfolgreich Landhockey. Den Wechsel zu Minerva, der eigentlich gar keiner war, weil sie weiterhin auch die Farben der Femina Kickers trägt, hat Guillet bis heute nie bereut.
Vieles war im Futsal neu
«Neue Regeln, neue Verhältnisse, technisch hohe Anforderungen, das alles gefällt mir an diesem Sport. Es geht alles viel schneller als auf dem Rasen, man hat weniger Zeit, den Ball anzunehmen und zu kontrollieren, und schnelle Entscheide sind gefragt. Dazu kommt, dass der Körper weniger eingesetzt wird, was mir als leichter und kleiner Spielerin entgegenkommt», sagt die ebenso ambitionierte wie routinierte Flügelspielerin. «In der Halle ergeben sich auch viele 1:1-Situationen, viel häufiger als auf dem Feld, dort kann ich dann von der Erfahrung aus dem Futsal profitieren.»
Ehemalige Nationalspielerinnen
Im Futsal spielen in einigen Vereinen auch ehemalige Nationalspielerinnen mit, bei den Blues mit Martina Moser (129 Länderspiele) und Rahel Kiwic (83 Länderspiele) zwei Frauen, die wissen, wie mit dem Ball umzugehen ist, egal ob auf dem Rasen oder in der Halle. Mit fünf Toren bezwang Moser im Playoff-Final der vergangenen Saison beim 8:4-Sieg den Futsalclub Lion praktisch im Alleingang.
«Das Niveau ist auch dank dieser ehemaligen Nationalspielerinnen in den letzten Jahren bedeutend angestiegen, wir müssen erkennen, dass es schwierig ist, gegen sie zu bestehen. Doch das ändert nichts an unserer Zuversicht, in der kommenden Saison einen weiteren Schritt vorwärts zu machen», sagt Aline Guillet, die betont, «dass wir unter dem erfahrenen Trainerduo Santona/Mezger ständig Fortschritte erzielen.» Die beiden Coaches bringen bekanntlich nicht nur als mehrfache Schweizermeister mit Futsal Minerva, sondern auch als jahrelang bewährte Feldspieler im regionalen Fussball einen prall gefüllten Rucksack an Fachwissen mit.
Noch keine Nationalmannschaft
Während sich die Männer-Nationalmannschaft im April am EURO-Qualifikationsturnier für die Hauptrunde qualifiziert hat, warten die Frauen immer noch sehnlichst, dass der SFV auch ein Frauenteam bildet. Bei der Auslosung für die WM 2025 glänzte die Schweiz jedenfalls noch durch Abwesenheit – höchste Zeit, dass man im Fussballverband dem Aufschwung der Futsal-Frauen gerecht wird und endlich eine Auswahl bildet. An fähigen Spielerinnen mangelt es nicht.