Kugelstosser Stefan Wieland

Die 20 Meter und Olympia im Visier

Pierre Benoit
Stefan Wieland wirft hier seine bisherige persönliche Bestweite.

Foto: zvg

Einfach erklärt

Stefan Wieland ist Kugelstosser. Auch seine fünf Geschwister machen Sport in Wurfdisziplinen. Er ist die Nummer 1 in der Schweiz. Die WM und die Olympischen Spiele sind die nächsten Ziele.

Wer behauptet, die Wielands aus Hinterkappelen seien eine sportliche Familie, in der sich alle acht Familienmitglieder mit Haut und Haar der Leichtathletik und dort den Wurfdisziplinen verschrieben haben, übertreibt nicht. Die Eltern und sämtliche sechs «Kinder» im Alter zwischen 20 und 32 Jahren sind Mitglieder im Stadtturnverein Bern und dort neben den Kambundji-Sisters die Aushängeschilder.

Begonnen hat die sagenhafte Wurfgeschichte bei Grossvater Oskar Häfliger. Er war 1952 in Helsinki Olympionike im Diskuswerfen, seine Tochter Susanne warf ebenso den Diskus, Vater Beat Wieland war Speerwerfer und Kugelstosser – logisch, dass die nächste Generation auch zu Kugel, Speer und Hammer griff.

Alexander, der Älteste, hat seine Karriere bereits beendet, Lukas, erfolgreich mit dem Speer, kümmert sich mittlerweile im Management um Weltstars wie Mujinga und Ditaji Kambundji, Schwester Alice trat in Mutters Fussstapfen und war Diskuswerferin, Simon wirft den Speer und Florian, der Jüngste der Wielands, hat sich dem Hammerwerfen verschrieben, weil sonst eine Wurfdisziplin im Familienalbum fehlen würde.

Stefan auf den Spuren Werner Günthörs

Der 26-Jährige Stefan ist derzeit der erfolgreichste Aktive. Mit seiner persönlichen Bestleistung von 19,21 m rückte er in der mit prominenten Namen besetzten Schweizer Rekordliste hinter dem dreifachen Weltmeister Werner Günthör, Jean-Pierre Egger und Edi Hubacher auf Platz 4 vor. Doch der 131 Kilo Muskelmasse wiegende Bio-Medizinstudent hat damit noch lange nicht genug. Nach diversen Verletzungen, die ihn zwischenzeitlich zurückwarfen, sagt er: «Als Fernziel visiere ich die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles an. Reicht es dieses Jahr für die Weltmeisterschaften in Tokio, wäre dies ein riesiger Sprung vorwärts.» Vorher hat sich Stefan Wieland Zwischenziele gesteckt, die er mit seriösem, siebenmal wöchentlichem Training erreichen will. «Ich möchte regelmässig zwischen 19,50 und 20 Meter stossen, dann sehe ich weiter.» Weil er im Outdoor-Training schon oft diese Weiten erreicht, ist er zuversichtlich. «Ich bin besser ‹zwäg›, die Verletzung am Ansatz des Schambeins behindert mich nicht mehr und ich habe unter dem Trainerduo Hansruedi Meyer / Alexander Wieland auch in technischer Hinsicht Fortschritte erzielt.» Dies ist auch deshalb äusserst wichtig, weil bei der Drehtechnik vor dem Wurf jeder Millimeter stimmen muss. Grossen Wert legt Stefan Wieland auf die Krafttrainings mit Jan Seiler und auf die Ernährung, wo er von Samuel Mettler beraten wird.

Sowohl als auch

Für einen erfolgreichen Kugel-stosser gilt es auch, die richtige Mischung zwischen Kraft und Explositivät zu finden. Deshalb gilt für Stefan Wieland beim Essen: «Viel Magerquark, 350 Gramm Proteine, nach den Trainings Kohlenhydrate und abends viel Gemüse stehen auf meinem Menuplan.»

Die Tage, an denen Mutter Susanne am Herd für die gesamte Familie ein zartes, saftiges Steak auf den Tisch zaubert, sind seltener geworden, denn der eine oder andere ist mittlerweile aus dem elterlichen Haus ausgezogen. Doch wenn der Grossteil der Familie zusammen am Tisch sitzt, dreht sich fast alles um die Wurfdisziplinen. Dass hier nicht immer Einigkeit herrscht, leuchtet ein. «Die Speerwerfer sagen selbstverständlich, dass sie die anspruchvollste Disziplin ausüben, ich vertrete das Kugelstossen und für Florian ist klar, dass Hammerwerfen am kompliziertesten ist. Ich gebe zu, dass er wahrscheinlich recht hat, denn bei vier Drehungen vor dem Wurf muss nur eine Kleinigkeit nicht passen, dann geht der Wurf buchstäblich in die Hosen, aber das würde ich ihm gegenüber nie zugeben…»

Punkte für WM-Quali

Für Stefan Wieland geht es jetzt darum, sich mit regelmässigen Weiten im Bereich der 20 Meter die notwendigen Punkte für die WM-Qualifikation zu holen. Er hofft, dass dies auch Simon, dem Speerwerfer, gelingt. Zwei Wielands standen zwar schon oft bei Schweizermeisterschaften zuoberst auf dem Podest, doch gemeinsam an eine WM der Elite haben sie es noch nie geschafft. Was nicht ist, kann noch werden.

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