Schweizer Film, bald auch im Fernsehen

Der Spatz im Kamin – oder ein verirrter Vogel

Marc de Roche
Drehort Bümpliz: Die Hauptdarstellerin Maren Eggert vor der Filmcrew.

Foto: MDR / zvg

Einfach erklärt
«Der Spatz im Kamin» ist ein Kinofilm, ein Familiendrama. Es wurde auch eine Szene in Bümpliz gedreht. Der Film kommt Anfang 2025 im Schweizer Fernsehen. 
Viele Leute können sich bei diesem Titel an die Dreharbeiten in Bümpliz erinnern. Einen ganzen Tag lang waren die Filmleute im Dorfzentrum. «Karen» kaufte sich ein Kleid im Saharaladen an der Bümplizstrasse. Dazu brauchte es viele Statisten, die aus dem Platz vor dem Sternen ein lebendiges Einkaufszentrum machten. Das sei hier gleich vorweggenommen: Was hier während Stunden immer wieder gedreht wurde, kommt als Szene im fertigen Film nur ganz kurz vor.

Die Hauptprotagonistin des Films ist Karen, die mit ihrem Ehemann Markus und den gemeinsamen Kindern in ihrem idyllisch gelegenen Elternhaus wohnt. Zu Markus‘ Geburtstag reist auch Karens Schwester Jule mit ihrer Familie an. Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Düstere Erinnerungen an die verstorbene Mutter verstärken Jules Drang nach Rebellion gegen ihre herrische Schwester. Während sich das Haus zunehmend mit Leben füllt und ein Spatz im Kamin den Weg in die Freiheit sucht, steigt in Karen die Anspannung – bis sich alles zuspitzt und Altes zerstört wird, um Raum für Neues zu schaffen. Allerdings mischten sich auch Phantasiebilder und oft rätselhaft bleibende Handlungen ins realistische Geschehen. Es gibt in der Familienidylle unerwartete, auch gewaltsame Wendungen mit drastischen Momenten, zum Beispiel, wenn die Katze im Schleudergang der Waschmaschine verendet. Mehr sei hier nicht verraten.

Vom Kosmos einer Familie
Im offiziellen Pressetext zum Film heisst es: «Nach den vielfach preisgekrönten Festivalhits ‹Das merkwürdige Kätzchen› und ‹Das Mädchen und die Spinne› erzählen die Schweizer Zwillingsbrüder Ramon und Silvan Zürcher auch in ihrem dritten Film – dem Abschluss der ‹Tier-Trilogie› – auf ganz eigene Art vom menschlichen Zusammenleben. Mal wuchtig, dass einem der Atem stockt, mal poetisch feinfühlig und humorvoll und mit einem glänzenden Cast, taucht ‹Der Spatz im Kamin› in den abgründigen Kosmos einer Familie ein und entfacht zwischen verborgenen Sehnsüchten und Geheimnissen ein lichterloh brennendes Feuer des Aufbruchs.»

Regie führte Ramon Zürcher, der auch das Drehbuch schrieb. Gedreht wurde 2022. Dann gab es eine aufwändige Nachbearbeitung, bei der Szenen mit Schmetterlingen entstanden. Man konnte die Falter nicht im Freien fliegen lassen, da hätten sie sich wohl nicht ans Drehbuch gehalten, sondern wären fröhlich weit weg geflattert. Darum verkleidete man das Berner Bundeshaus-Studio mit einem Netz. Der Schmetterlingszüchter «Papa Papillon» brachte seine frisch geschlüpften Falter dorthin, platzierte sie geduldig am richtigen Ort und liess sie vor neutralem Hintergrund fliegen. Zusammenkopiert ergab das dann überraschende Momente im Film.    

Was schreiben die Medien?
«Elegant und raffiniert, mit hervorragenden Darstellerinnen und Darstellern.» – SRF Kultur.
«Gelungen, eindrucksvoll und so spannend, wenn nicht sogar noch spannender als die bisherigen Werke der Zürcher-Brüder.» – Tribune de Genève.
«Ein ausgefeilt erzählter Film von grosser dramatischer Wucht, der vor melodramatischer Gefahr und Gefühlsintensität knistert.» –  Variety.
«Auf der inhaltlichen wie auf der formalen Ebene überzeugend!»  – Cineman.ch.
«Ein exzellentes Werk! Die Zürcher-Brüder haben hier gezeigt, dass sie in der Liga der grossen Autorenfilmer mitspielen können!» – Deutschlandfunk Kultur.

Der Film stiess auch auf gutes Echo am Filmfestival in Locarno. Am Pingyao International Film Festival wurde er mit dem Roberto Rossellini Award als bester Film ausgezeichnet. Den Preis der Filmkritik gab es am Filmfest in Hamburg.

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