Auch beim Gartenbauer steht im Winter die Zeit nicht still

«Der Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen»

Thomas Bornhauser
Andreas Wyss und das Team der Bauert AG.

Foto: zvg

Einfach erklärt

Auch während dem Winter steht für Gartenbauer die Zeit nicht still. Sträucher und Bäume müssen geschnitten werden, um sie winterfest zu machen. Der Klimawandel ist auch bei unseren Gärten und Rasenflächen nicht mehr zu leugnen.

Gut möglich, dass Sie jetzt den Kopf schütteln, liebe Leserinnen und Leser: Wie kommt man denn darauf, im Winter einen Bericht über Parkpfleger und Gartenbauer zu schreiben? Keine Angst, das ist keine Verlegenheitslösung, sondern ganz bewusst von uns gewollt. Wer fragt sich denn schon, was die Mitarbeitenden der Bauert AG so kurz vor Weihnachten machen?

Geschäftsleiter Andreas Wyss lacht, wie ich ihm die Gretchenfrage stelle: «Keine Angst, unsere Daumen werden beim Drehen nicht überhitzt …» In der Tat: Gegenwärtig beschäftigen sich neun Mitarbeitende mit den eigentlichen Winterarbeiten für Gärten und Rasen, dies in grösseren Überbauungen der Region Bümpliz/Bethlehem, über Einfamilienhäuser bis hin zur Balkonpflege von Privatwohnungen. Wie bitte? Balkonpflege? «Ja, denn es gibt grössere Balkone und Terrassen, bei denen die Pflanzen- und Sträucher ebenso gepflegt oder die Böden gereinigt werden müssen.»

Fachleute unter sich

Aus welchen Bereichen kommen die Mitarbeitenden des Unternehmens an der Eymattstrasse 9 in Bethlehem? Es finden sich Landschaftsgärtner, ein Landwirt, eine Zierpflanzengärtnerin, auch ein ehemaliger Zimmermann. Diese Erfahrungen, der Einsatzwille und das kompetente Fachwissen aller bilden den gemeinsamen Nenner: Hier arbeiten Fachleute Hand in Hand, können daher ihre Kundschaft individuell beraten und unterstützen. Andreas Wyss kommt ins Schwärmen, wenn man ihn fragt, was den Beruf des Landschaftsgärtners ausmacht: «Wir haben einen der vielseitigsten und mit Sicherheit einen der schönsten Berufe. Wenn wir ein Projekt vom ersten Kundenkontakt über Ideenfindung, Beratung und Planung bis und mit Realisierung ausführen dürfen und zum Schluss an die glückliche Kundschaft übergeben können, was will man mehr?»

Beim Schneiden von Büschen und Gehölz, was empfiehlt sich? Vor dem Winter oder vor dem Frühling? «Das lässt sich nicht verallgemeinern. Wichtig ist es, pflanzenspezifisch zu handeln und zu pflegen, wir lassen z. B. krautige Staudenpflanzen gerne bis in den Frühling stehen, auch wenn diese dürr sind und nicht mehr so hübsch blühen.» Dennoch bieten diese «toten» Pflanzen für viele Insekten und Vogelarten wertvollen Schutz und Nahrung während den kalten Tagen. Was wiederum bedeutet, ganz einfach einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität leisten zu können. Heisst auch: Hier ist der Rat der Spezialisten gefragt. Übrigens, interessantes Detail am Rand: Das Unternehmen bietet auch Winterdienste an, zum Beispiel bei der Schneeräumung.

Klimawandel spürbar

Wie hat sich der Beruf des Landschaftsgärtners in den letzten 30 Jahren gewandelt? «Die Handarbeit ist eindeutig einfacher geworden, weil uns für die meisten Arbeitsschritte spezielle Geräte zur Verfügung stehen und die körperliche Beanspruchung deshalb abgenommen hat.» Auffallend sei auch der Fortschritt bei der Arbeitssicherheit. Fertig also mit der Freiheit, ohne «Gestältli» in den Baumwipfeln herumzuturnen.

Und: Im Vergleich zu 2000 ist die Produktvielfalt angewachsen, nicht nur bei den Blumen, Pflanzen, Sträuchern und Bäumen. Das gilt ebenso für Materialien, wie sie beispielsweise zum Bau von Terrassen Verwendung finden.

Wie steht es mit dem Klimawandel, im eigenen Garten spürbar? Andreas Wyss wird nachdenklich. «Ja, leider. Wissen Sie, mit den steigenden Temperaturen steigt auch der Stress für die Natur, das ist eine ungünstige Entwicklung.» Er zeigt es an einem Beispiel auf. Unsere Rasenflächen sind auf Durchschnittstemperaturen von 25 Grad ausgerichtet. Wenn nun mehrere Wochen Hitzetage nahtlos aufeinander folgen, leiden sie darunter, da hilft auch regelmässiges Spritzen nur noch bedingt.» Entsprechend laufen Bemühungen auf verschiedenen Ebenen, wie zum Beispiel der Forschung, um Wege und Mittel zu finden unsere Gärten «klimafit» zu machen.

KI und Landschaftsgärtner

Die Frage drängt sich auf, auch wenn die Antwort nicht ganz so einfach wie bei anderen Berufsgruppen sein wird: Wird die Künstliche Intelligenz (KI) auch bei den Landschaftsgärtnern Einzug halten? Andreas Wyss: «Die Digitalisierung macht auch vor dem Gartenbau keinen Halt und wenn wir die Entwicklung der KI allein schon in den letzten drei Jahren verfolgen, scheint es mir nicht unwahrscheinlich, dass auch wir damit arbeiten werden.» Diese Einschätzung gelte vor allem im Bereich der Projektierung und im Offertenwesen oder bei der Beschaffung einzelner Elemente, die zur Ausübung des Berufs benötigt werden.

Bauert AG Gartenbau und Parkpflege
Das 1970 von Ottmar Bauert gegründete und ab 1990 von Armin Bauert geführte Familienunternehmen steht für Langlebigkeit und Professionalität. 2022 übernahm Andreas Wyss als langjähriger Mitarbeiter die Geschäftsleitung und Aktienmehrheit.

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