Zufällig getroffen

«Bim Pfläschtere ir Marktgass hei mir… glismet»

Thomas Bornhauser
Er ist eine echte Frohnatur, Peter Reber.

Foto: BO

Einfach erklärt
Peter Reber hat immer in Bümpliz/Bethlehem gelebt. Er war Pflästerer und hat auch in der Berner Altstadt mit Pflastersteinen gearbeitet. Heute macht er gerne Puzzles mit Wölfen drauf.
«Ich weiss, wir kennen uns nicht, dennoch möchte ich ein Interview mit Ihnen für die BümplizWochen führen. Sind Sie dabei?» Dieses Mal ist es Peter Reber, der im Restaurant Moccaflor einwilligt. Wie immer liegt zu Beginn ein leeres Blatt vor mir, ich weiss nicht, wie unser Interview verlaufen wird. Spannend.

Peter Reber, wie lebt es sich mit diesem Namen?

(Lacht) Ganz gut, es gibt schliesslich nicht bloss zwei Peter Reber in der Schweiz…

Wo sind Sie aufgewachsen?

In bin ein Bümpliz-Bethlehemer durch und durch, habe immer hier gelebt, seit meiner Geburt 1953, bin auch hier im Westen von Bern zur Schule gegangen. Anschliessend habe ich Pflästerer gelernt. Wissen Sie was das ist, ein Pflästerer? (Schmunzelt).

Also, wie ein Krankenpfleger schauen Sie mir nicht aus, der mit Pflastern zu tun hat. Mit Pflastersteinen?

Sie haben es erraten, ja. Ich habe gelernt, wie man mit Pflastersteinen umgeht. Damals gab es diese Lehre noch, heute wird das sozusagen nebenbei bei der Ausbildung zum Strassenbau vermittelt. Bei mir war es genau umgekehrt: Nebenbei lernten wir Grundsätzliches zum Strassenbau.

Wenn ich Pflastersteine höre und an Bern denke, kommt mir automatisch die Altstadt in den Sinn. Haben Sie dort auch gewirkt?

Oh ja! Aber logischerweise nicht in einer Soloshow, wir waren ein ganzes Team von Pflästerern, welche die Pflastersteine wieder wie vorgesehen zurechtgelegt haben. Auch zwischen den Tramschienen. Durch den Druck der Schienen wurden die Steine im Laufe der Zeit hinuntergedrückt, diese mussten wir wieder anheben. Wir haben dazu deshalb «Lisme» gesagt.

In Portugal hätten Sie Überstunden zu machen. Überall Pflastersteine, in jeder Variante, mit vielen schönen Motiven. 

Ja, da gibt es überall auf der Welt Sehenswertes, das nur mit kleineren oder grösseren Pflastersteinen realisiert wurde. Pflästerer und Pflästerinnen planen, bauen und reparieren auch Natursteinplatten. Das habe ich auch getan. Zum Schluss des Tages sieht man, was man geleistet hat, es ist augenfällig, macht Freude und gibt eine enorme Zufriedenheit.

Nun haben Sie das nicht ein Leben lang gemacht. 

Nein, ich hatte gesundheitliche Probleme mit den Knien und Hüften. Zum Schluss meiner beruflichen Arbeit war ich zehn Jahre lang in der Coop-Verteilzentrale in Bern-Brünnen als Lagerarbeiter beschäftigt, habe mich mit 63 pensionieren lassen – und geniesse jetzt das Leben als Rentner. Früher habe ich einem Freund jeweils noch im Sternensaal geholfen als «Junge für alles». Alles einfach zu seiner Zeit.

Peter Reber, in der Berner Zeitung sagte QBB-Präsident Ralf Treuthardt kürzlich, Bümpliz sei heute im Gegensatz zu früher «trendy», weil progressiv-urbane Leute, die im Breitsch oder in der Lorraine keinen Platz mehr finden, hierherziehen. Wie sehen Sie das?

(Überlegt kurz) Trendy? Das kann ich nicht wirklich beurteilen, weil ich mich nicht als progressiv-urban bezeichne (lacht wieder), das können andere besser. Was sicher ist: Der Westen von Bern ist sicher attraktiver als noch vor 20, 30 Jahren. Denken Sie nur an das Freizeit- und Einkaufszentrum Westside. Nicht bloss dort kann man seine Einkäufe für den täglichen Gebrauch tätigen. Andererseits ist es schade, dass viele kleinere Geschäfte, die keine Lebensmittel verkaufen, schliessen mussten. Ich vermisse hier zum Beispiel eine Papeterie. 

Hobbies?

Ich geniesse den Alltag, treffe mich hier im Moccaflor um 09:30 Uhr mit Kolleginnen und Kollegen. Aber das ist ja nicht ein Hobby im eigentlichen Sinn, das wollten Sie ja nicht hören. Vielleicht deshalb dies: Ich liebe es, grosse Puzzles zusammenzusetzen.

Ein besonderes Motiv?

Ja, Wölfe. Und bevor Sie fragen: Ich bin dagegen, sie stark zu dezimieren. Vernünftige Regulierung, ja, aber nicht ausrotten. Ausserdem kommt mir in den Sinn: Es macht mir immer Freude, wenn meine Schwester mir ihren Kindern und Grosskindern vorbeikommt. Da ist immer etwas los! Und Country-Musik höre ich gerne.

Eine letzte Frage. Was würden Sie in Bümpliz/Bethlehem ändern, könnten Sie das?

(Nach langem Überlegen) Nichts. Das heisst nicht, dass hier alles bestens ist, es gibt aber doch sehr viel Positives.

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