Einblick in den Ausbildungsalltag

Auch eine Art… Verlorene Eier

Thomas Bornhauser
Lincoln Fernandes bei der Arbeit.

Foto: Foto: BO

Einfach erklärt
Einfach erklärt: Lincoln Fernandes macht seine Ausbilung bei der Migros. Reporter und Autor Thomas Bornhauser begleitet ihn auf diesem Weg. Regelmässig erscheinen Texte über sein Arbeitsleben.
Zur komisch anmutenden Überschrift: Verlorene Eier oder pochierte Eier sind Eier, die ohne Schale in knapp siedendem Wasser sanft gegart werden. Der Name Verlorenes Ei kommt vom Wind-Ei – einem Ei, das aufgrund von Kalziummangel keine Schale hat. Aber der Reihe nach.

Zugegeben, ich komme relativ kurzfristig mit meiner Anfrage zu Susanne Lüthi vom MM Bethlehem, um ein nächstes Gespräch mit Lincoln Fernandes führen zu können, über den Sie schon mehrfach hier in der BümplizWochen haben lesen können. Um genauer zu sein: Ich frage nach einem Gespräch innert 24 Stunden, weil ich es dann gleich noch mit einem zweiten Interview koordinieren kann, jenes mit Ursula Conti.

Gestresst?

Für den besagten nächsten Tag schreibt mir Susanne Lüthi, dass Lincoln um 10 Uhr ein knappes Zeitfenster von 15 Minuten für mich hätte. Läck! In der Ausbildung und schon zugepflastert mit Terminen? Ich wundere mich. Punkt 09:55 Uhr steht Lincoln für Auskünfte bereit. Er lacht, als er gefragt wird, ob er denn eine eigene Sekretärin habe, die seine Agenda führt. Mitnichten. Des Rätsels Lösung: Lincoln beginnt an diesem Freitag um 10 Uhr (die Filiale ist freitags bis 21 Uhr geöffnet), um 10.15 geht es für knapp zwei Stunden zur internen Weiterbildung. 12 Uhr Mittagessen, Arbeitsbeginn 13 bis 19 Uhr, «nächär han ig Fyrabe». Logisch, als Lernender, 8-Stunden-Tag.

Seit unserem letzten Gespräch sind Weihnachten und Silvester 2022 Geschichte. Wie hat er sie in Erinnerung? «Viel zu tun», sagt er kurz und knapp. Im Moment ist er im Molkerei-Rayon beschäftigt, Herr über ein ganzes Heer von Bechern und Verpackungen. Das war auch über die Festtage so. Eine Zwischenfrage, die ich mir selbst stelle: Genauso wie Automobilhersteller nur noch Werbung für E-Autos machen, geht es symbolisch auch in der Gastronomie zu und her: Überall Werbung für Veganes, als sei das die letzte Portion Glückseligkeit für die Menschheit (die Hungergebiete dieser Welt lassen grüssen – Zwischenbemerkung des Schreibenden).

Veganes als Trend?

Führt diese immense Werbung, dazu, dass vermehrt vegane Produkte gekauft werden? Lincoln analysiert die Frage wie ein Profi. Der MM Bethlehem sei nicht mit einer Filiale in der Nähe von Botschaften und Villen zu vergleichen. Entsprechend anders sei vermutlich das Kaufverhalten. «Ja, es gibt vermehrt Nachfragen zu veganen Milchersatzprodukten, aber als Boom kann man das nicht bezeichnen.» Lustig, was er zu den vergangenen Feiertagen sagt: «Einmal, da habe ich Eierschachteln ins Regal gestellt. Dummerweise ist mir dabei eine Schachtel mit rohen Eiern runtergefallen, sie waren nicht mehr zu retten…»

Und wie geht es ihm in der Schule? Da scheint er bei der Analyse nicht ganz so sattelfest wie beim Veganen. Das komme Ende Januar aus, wenn die Noten für das erste Semester bekannt gegeben würden (was aber erst nach Redaktionsschluss der Fall war). «Gefühlmässig», sagte er leicht verlegen, «müsste das mit einer genügenden Durchschnittsnote klappen, ich bleibe positiv.» Susanne Lüthi, seine Chefin: «Es geht wirklich gut mit Lincoln, er macht grosse Sprünge in der Entwicklung: Auftreten, Fachkompetenz, Engagement, Interesse. Ich habe sehr Freude, dass er bei uns ist.»

Auf nach Fatima

Und was möchte er machen, wenn er denn einmal die Lehre abgeschlossen hat, 2024? Das hingegen scheint klar: «Ich möchte gerne bei der Migros bleiben, sei es in Bethlehem oder in einer anderen Verkaufsstelle. Dann sehen wir weiter.»

Diese Ausgabe der BümplizWochen wird er bei Erscheinen online lesen müssen, wird er doch mit der Familie einige Tage in Portugal verbringen. Gespannt ist er auf Fatima, eine Stadt in Zentralportugal. Die Marienerscheinungen von Fatima haben ein kleines Dorf in Portugal weltberühmt gemacht: 1917 wollen dort einfache Hirtenkinder mehrmals die Gottesmutter gesehen haben.

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