Wenn sich während hochsommerlicher Hitzeperioden ganze Stadtteile übermässig stark aufheizen, spricht man von so genannten Hitzeinseln. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das schwarze Bitumen, ein Erdölprodukt, das als Klebstoff im Asphalt nebst dem Gestein für dessen dunkle Farbe verantwortlich ist. Dunkle Farben absorbieren die Sonnenstrahlung und wandeln sie in Wärme um, wodurch sich die Bausubstanz aufheizt. Der Ersatz des herkömmlichen Minerals im Asphalt durch ein helleres Gestein bewirkt eine Aufhellung der Oberfläche und damit eine kühlende Wirkung während Hitzeperioden.
CO2-negativer Asphalt
Unabhängig davon gibt es in der Forschung innerhalb der letzten fünf Jahre Bestrebungen, das emissionsreiche Bitumen durch ein pflanzenbasiertes Biobitumen zu ersetzen. Der Strassenbau könnte damit seinen Teil zum Erreichen des gesetzlich verankerten Netto-Null-Ziels beitragen, wonach die Schweiz ab 2050 nicht mehr Treibhausgase ausstossen soll, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden. Tobias Balmer, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Weibel AG, präzisiert: «Der hohe CO2-Fussabdruck von Erdöl-Bitumen trägt – analog dem Zement im Beton – massgeblich zu den schädlichen Treibhausgas-Emissionen bei. Wir testen im Rahmen einer Komplettsanierung der Waldeggstrasse die Möglichkeit, das Erdöl-Bitumen mit einem sogenannten Biobitumen zu ersetzen, womit sich faktisch ein CO2-negativer Asphalt herstellen lässt.» Im Abschnitt vor dem Businesspark wurden vor dem Einbau des lärm-armen Deckbelags 200 Tonnen dieses Bioasphalts verbaut. Diese Menge bewirkt eine Reduktion von rund 8 Tonnen CO2 im Vergleich zum herkömmlichen Belag. Der Test an der Waldeggstrasse ist schweizweit das bisher grösste Pilotprojekt für Bioasphalt.
Bioasphalt aus Cashewnussschalen
Das pflanzenbasierte Bindemittel wird aus einem flüssigen Extrakt aus der Schale der Cashewnuss hergestellt. Das Produkt hat inzwischen Marktreife erreicht und es gibt weltweit immer mehr Testobjekte im Feld, wie Tobias Balmer ausführt: «Neben dem ökologischen Aspekt und der Unabhängigkeit von Erdöl bietet das Biobitumen auch technische Vorteile für die Asphaltproduktion und den Einbau auf der Strasse. Es gibt auch keine Einschränkungen mit bestehenden Recyclingverfahren. Letzteres ist für uns entscheidend, damit das Produkt auf dem Markt überhaupt eine Chance hat.»
Vielversprechende Labortests
Die Weibel AG stützt sich auf Erfahrungen aus rund zwei Jahren einer eigenen Testphase und die jüngste Realisierung von drei Pilotprojekten – unter anderem jenes an der Waldeggstrasse. Gemäss der Baufirma versprechen die Laborergebnisse einen qualitativ hochwertigen Asphalt, der in seinen Eigenschaften und der zu erwartenden Lebensdauer dem bisherigen Standard in nichts nachsteht.