Stadt veröffentlicht Masterplan

Altes geht, Neues kommt: Verdichtung im Mädergut

Salome Guida
Von Salome Guida - Redaktorin
Noch ist nichts in Stein gemeisselt, aber so ähnlich könnte das Gebiet Ausgangs von Bümpliz dereinst aussehen.

Foto: zvg/Camponovo Baumgartner Architekten bsa sia/Stadt Bern

Einfach erklärt

Das Mädergut ist bei der Tram-Endhaltestelle Bümpliz. Zwischen der Bottigenstrasse und dem Kleefeld. Es gehört fast ganz der Stadt. Die Stadt will dort mehr Wohnungen bauen. Es soll viele billigere Wohnungen geben.

Zwischen dem Kleefeld und der Bottigenstrasse will die Stadt einiges ändern. Mit dem Ziel, mehr Wohnraum, vor allem günstigen, zu schaffen. Und das Quartier dank neuen Wegen und Plätzen mit Leben zu füllen. Das bedeutet aber auch, dass Gebäude verschwinden – und dass die jetzigen Mieter neue Lösungen finden müssen.

Vor gut hundert Jahren baute die Stadt Bern die «Wohnkolonie Brünnacker», damals noch auf der grünen Wiese. Die Reiheneinfamilienhäuser an der Brünnackerstrasse 9 43 sowie die Mehrfamilienhäuser an der Bottigenstrasse 47 71 sollten der Wohnungsnot entgegenwirken. Auf dem betreffenden Areal wohnen heute rund 300 Personen in circa 160 Wohnungen. 144 davon vermietet die Stadt als «Günstiger Wohnraum mit Vermietungskriterien». Nun steht wieder ein grösserer Eingriff an.

Kanton, Regionalkonferenz und Stadt: Alle sehen viel Potenzial

«Urbanes Kerngebiet der Agglomeration.» So benennt der Kanton Bern in seinem Entwicklungsleitbild auch das Mädergutareal. Im Masterplan, den der Gemeinderat Mitte Dezember verabschiedete, wird ausgeführt, was das bedeutet: Gebiete wie das hier genannte gelten als «Schwerpunkte der Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung, in welchen die vorhandenen Verdichtungspotenziale gezielt ausgeschöpft werden sollen». Auch das Regionale Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept der Regionalkonferenz Bern-Mittelland hat das Mädergut im Visier: Als «unternutzte oder gering bebaute Bauzone mit guter öV-Er-schliessung» soll es «umstrukturiert und verdichtet» werden. Am meisten wiegt aber das Stadtentwicklungskonzept STEK 2016. Es beinhaltet Massnahmen in den drei Bereichen «Bern wächst dynamisch», «Bern ist grün und vernetzt» sowie «Bern lebt in Quartieren». Dieses Potenzial erkennen die Verantwortlichen im Areal Mädergut. Es liege, so heisst es im Masterplan, direkt an einer öV-Hauptachse, bilde mit seiner Nähe zum Kulturland und Wald ein Eingangsportal nach Bern, sei in der Nähe des Stadterweiterungsgebiets Bern West und befinde sich zudem in Nachbarschaft zu weiteren «dynamischen Umstrukturierungsgebieten». Anders ausgedrückt: Die vormalige Wohnkolonie bietet beste Bedingungen, um weiterentwickelt zu werden.

Informationsfluss und Unterstützung gewünscht

Was bedeutet dies nun für die 300 Menschen, welche die eher günstigeren Mietzinsen, die Familiengärten und die ruhigen Hinterhofgärten schätzen? Geplant sind nämlich auch «Ersatzneubauten». Sprich: Altes muss weg. Bereits im Herbst 2022 suchte die Stadt deshalb den Dialog mit den Quartierbewohnenden und stellte das Leitbild am QBB-Forum vor. Anwesende sprachen sich dort für Unterstützung der Direktbetroffenen bei der Suche nach Ersatzwohnungen aus. Auch solle die direkte Information weitergeführt und erweitert werden. Damit dürften die Bürgerinnen und Bürger bei der Stadt auf offene Ohren stossen.

Potenzial für neu 1112 statt 300 Bewohnende

Doch was genau soll nun «verdichtet» und «entwickelt» werden? Dies versuchten externe Architektinnen, Städtebauer und andere Experten zusammen mit Mitarbeitenden des Stadtplanungsamts oder von Immobilien Stadt Bern sowie weiterer Stellen in einer Studie herauszufinden. Diese ergab unter anderem, dass die Gebäude entlang der Brünnackerstrasse abgerissen werden müssen. Diejenigen entlang der Bottigenstrasse hingegen können «belassen oder im Bestand weiterentwickelt oder ersetzt» werden. Neu entstehen sollen öffentliche Plätze und verschiedene Wegverbindungen für den Fuss- und Veloverkehr. Auch zusätzlicher Schulraum ist angedacht.

Hauptsächlich wollen die Verantwortlichen der Stadt weiteren preisgünstigen Wohnraum schaffen. Rund die Hälfte des Wohnungsmixes soll Grosswohnungen ab vier Zimmer umfassen, heisst es im Masterplan. Auch hindernisfreie Kleinwohnungen sowie neue Wohnformen wie Clusterwohnungen oder Generationenwohnen werden erwähnt. Insgesamt sieht die Stadt langfristig ein Potenzial für 412 Wohnungen resp. 1112 Bewohnende, wenn der durchschnittliche Wohnflächenverbrauch pro Person 35 m2 beträgt. 

Wie geht es weiter? Das Stadtplanungsamt erarbeitet nun eine Planungsvorlage. Die Bevölkerung wird sich in einer Mitwirkung sowie bei zwei Volksabstimmungen für die 1. Etappe einbringen können. Die ersten Bagger fahren frühestens 2030 auf. Um geschätzten Wohnraum abzureissen aber auch neues Daheim zu schaffen.

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