«Ich bin (…) innig davon überzeugt, dass sogar heute noch die Lüftung des Bankgeheimnisses, aber eine wirkliche, restlose Preisgabe desselben, nicht nur wesentlich aufschlussreicher für das schweizerische und das Weltgeschehen überhaupt wirken dürfte, als die aller sogenannten ‹geheimen Gesellschaften›. Ja, ich bin sogar der Meinung, jene Lüftung des Bankgeheimnisses auch nur auf ein paar Jahre hinaus trüge mehr zur Genesung unseres Staates und Volkes, wenn nicht der ganzen Welt bei, als jegliche beliebige andere Massregel (…).» Das schrieb kein Feuilletonist aus dem Jahre 2025 sondern Carl Albert Loosli im Jahr 1935.
Bümpliz und die Welt
Viele seiner Texte scheinen zeitlos, um nicht zu sagen aktueller denn je. Als der Journalist und Schriftsteller 1904 nach Bümpliz zog, machte er sich einen Namen als Satiriker und Autor von Kurzgeschichten, allesamt unter dem Vermerk «Bümpliz und die Welt.» Es ist fast das Mindeste, dass man Loosli im Stadtteil VI eine Strasse gewidmet hat. Seit 2001 gibt es zudem die Carl Albert Loosli Gesellschaft, der es zu verdanken ist, dass der kämpferische Schriftsteller nicht in Vergessenheit gerät. Und nun kommt ein weiteres Element dazu, das ihn unsterblich macht: ein Freilichttheater.
«Theater ist ein Fest»
Annemarie und Markus Morgenegg strahlen um die Wette, als sie die Räumlichkeiten der BümplizWochen betreten und von ihrem Vorhaben berichten. Und sie tun es keine Sekunde zu früh. Die beiden haben bereits einen Autor für das Stück und eine Regisseurin engagiert. Immer wieder sprechen sie von einem «Kulturereignis». Die einzigartige und kämpferische Art des Carl Albert Loosli soll zu neuem Leben erweckt werden. «Theater ist ein Fest», sagt Liliana Heimberg, die Regie führen wird. Zusammen mit vielen Menschen aus dem Stadtteil VI und egal, ob jung, alt, Urschweizer oder Menschen mit Migrationshintergrund. «Gemeinsam wollen wir mit Freude, Herzblut und Professionalität einen unvergesslichen Sommer mit einem grossen Theaterfest in Bümpliz erleben», sagt Annemarie Morgenegg.
Unbequem
Doch zurück zu Carl Albert Loosli und seinem Bezug zur heutigen Zeit. «Und sie ahnten nicht, dass eine Zeit kommen würde, wo der telefonische Apparat bequem im Taschenformat hergestellt und von jedem Abonnenten mit sich herumgetragen würde.» Ein Aussage, die er 1908 machte. Loosli verblüfft nicht nur mit konkreten Beispielen, sondern auch mit Sichtweisen und Denkanstössen, die keinen Deut an Aktualität eingebüsst haben. Er war einer der ersten, die sich gegen Extreme stellten, damals gegen das Nazitum. Er tat dies nicht mit politisch wohlgeformten Floskeln, sondern mit unbequemer und hartnäckiger Penetranz. Ein Kämpfer für das Volk, ein Denker für eine respektvolle Gesellschaft und ein Forderer von Gleichstellung. Wer weiss, ob er einen wesentlichen Anteil daran hat, dass Bümpliz bis heute jener Stadtteil ist, der oft ein wenig anders denkt, der sich auch mal aufbäumt und sich zur Wehr setzt. Genau das ist für Carl Albert Loosli die wahre Demokratie. Allen anderen sagt er ironisch: «Ihr braven Leute nennt euch Demokraten?