QBB-Forum vom 11. August

Quartier denkt mit: Ideen für Projekte

Henriette Brun- Schmid
Das Mädergut (links) und der Friedhof Bümpliz im Stapfenackerquartier.

Foto: Fotos: zvg/vistadoc / SG

Einfach erklärt

Mitte August gab es ein QBB-Forum. Die Stadt Bern hat zwei Projekte vorgestellt: die Begegnungszone Stapfenacker und die Arealentwicklung Mädergut. Die Leute konnten ihre Meinung dazu sagen und Fragen stellen.

Mitdenken und mitgestalten: Dazu lädt die Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem QBB die Bevölkerung am Forum von Mitte August ein – es geht um die Begegnungszone Stapfenacker und die Arealentwicklung Mädergut.

Es ist heiss, trotzdem finden sich nebst den Delegierten etwa 20 Zuhörende ein. Beeindruckend und beglückend, weil es hier so selbstverständlich ist: Das Miteinander verschiedener Leute, ältere, jüngere, mit Velohelmen, Kopftuch oder Krawatte, in Sommerkleidern oder Anzug. Viele kennen sich, rege Gespräche. QBB-Präsidentin Agnes Nienhaus sieht noch jemanden hereinkommen, begrüsst den Mann auf Schriftdeutsch und wechselt von Mundart in Schriftdeutsch zu zwei wichtigen Themen: der grossflächigen Begegnungszone Stapfen-acker und der Arealentwicklung Mädergut.

Grossflächige Begegnungszone Stapfenacker

«Wir sind offen für Anliegen, jetzt ist es Zeit dafür», beginnt der Projektleiter Sebastian Clausen seinen Vortrag: Die Verkehrsplanung der Stadt Bern hat mit öffentlichen und digitalen Spaziergängen die Bedürfnisse der Bevölkerung erfragt. 86 % der etwa 200 Teilnehmenden wohnen im Quartier und sind zwischen 18- und 75-jährig. Herauszufinden galt: Welche Wege wurden häufig benutzt, wie nutzen die Menschen den öffentlichen Raum, was stört im
Quartier?

Die Ergebnisse zeigen: In der Mittagspause hält man sich gerne in der Nähe des Friedhofs auf, Kinder spielen oft bei den Schulhäusern oder Innenhöfen, man geniesst die Grünflächen und Bäume. Zwei Drittel der interessierten Spaziergängerinnen und Spaziergänger benutzen ihr Auto nie im Quartier. Störend wirken bzw. auffällig sind:

– das Wildparkieren

– der Durchgangsverkehr

– die Verkehrssicherheit für Kinder.

Folgendes wird überlegt und weiterverfolgt:

– Verkehrssicherheit in Schulzonen

– Temporäre Sperrung der Heimstrasse und des Winterfeldwegs mit einem Pilotprojekt von einem Jahr

– Idee einer Velostrasse Brünnen-Riedbachstrasse

– Überall, wo es möglich ist, soll begrünt werden.

Die Pilotprojekte sollten 2026 fertig gestellt und der Bevölkerung zwecks Beurteilung und Nutzung übergeben werden können. Eine Schwierigkeit sei: Wie erreichen Kommunikation und Info die gesamte Quartier-Bevölkerung?

Die Delegierten stimmen dem weiteren Vorgehen einstimmig zu und erwarten die nächste Präsentation bei der Auswertung der Pilotphase. Viele interessierte Spazierende können sich eine Mitarbeit bei der Planung vorstellen. «Wir sind offen für Anliegen, jetzt ist es Zeit dafür» gilt nicht nur für die Stapfenacker-Planung, sondern generell für das Mitdenken am QBB-Forum.

Arealentwicklung Mädergut

Bereits vor drei Jahren gab es eine erste Präsentation der Neuplanung des Mädergutareals. Heute wird der Masterplan durch Jonas Gurtner (Immobilien Stadt Bern) und Anne Brandl (Stadtplanungsamt) vorgestellt: Er ist sozusagen «das Kochbuch der Planung» und ist nun abgeschlossen. Im nächsten Schritt geht es ins Planerlassverfahren (ZPP). Die ZPP wird im Herbst der QBB präsentiert. Eine Mitwirkung von Seiten QBB ist erwünscht. Die Stadt Bern wird auch Veranstaltungen mit der Bevölkerung aus dem Mädergutareal durchführen, ist am Forum weiter zu vernehmen.

Wichtige Themen sind:

– Der Baumbestand muss laut Stadt Grün unbedingt erhalten bleiben

– Schaffung von Lebens- und Naturräumen: Vier Begegnungsorte (zum Teil schon jetzt vorhanden) sind vorgesehen

– Sicherheit, Mobilität und
Verkehr

– Schaffung von neuem Wohnraum

Die Zuhörenden folgen dem Bericht von Gurtner interessiert. Es scheint, als wären viele wegen dieser Arealentwicklung im Mädergut gekommen oder selbst betroffen davon.

Folgende Fragen tauchen auf:

– Nachhaltigkeit fehle im Bericht. Antwort: Es gäbe 100 % günstige Wohnungen und Grünflächen.

– Wo sind Kitas und die Städtischen Tagesstätten? Die Antwort: Kita als Neubau; die Tagesstätten bleiben bestehen.

– Was geschieht mit dem vorgesehen unbebauten Reserveraum? Die Antwort: Dieser steht für weitere Wohnflächen oder Schulraum (evtl. zwei Doppelbasisstufen) oder Sportplätze zur Verfügung.

– Höhe der Bauten? Die Antwort: nur bis fünf Stockwerke, es sind keine Hochhäuser vorgesehen.

Viele Ideen liegen auf dem Tisch, viele Fragen bleiben offen. Die Stadt hat das letzte Wort – und das Quartier die Hoffnung, dass es nicht überhört wird. Die QBB kann einen Rahmen setzen, in dem diese Stimmen weitergeben.

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