Es ist kein Auftritt von irgendjemandem. Da läuft eine Frau mit Charisma von den Bankräumlichkeiten Richtung Bistrot «Quichet». Und doch ist es auch kein mächtiges Gebaren und schon gar kein theatralischer Auftritt. Nein, für Nathalie Sahli muss man keinen Vorhang lüften, denn sie spielt keine Rolle. Ihre Austrahlung ist natürlich. Genauso wie ein sorgfältig geführtes Sparkonto.
Von der Lehre bis zur Leitung
Noch ein paar Sekunden dauert es, bis das Interview beginnen kann. Sahli grüsst links und rechts in der Schalterhalle Mitarbeitende und Gäste. Doch ihr Kopf braucht nur Sekundenbruchteile und schon ist sie mitten im Gespräch rund um ihre neue Aufgabe, die neue grosse Regionalbank, die Zukunft, die Lernenden und die Werte, die hier gelebt werden sollen. Ein Traumjob oder gar ihr Karriereziel? Sahli ufert nicht aus und braucht keine langen Umschweife: «Ich hatte nie Karriereziele. Ich mache das, was ich gerne mache und stecke all meine Leidenschaft rein.» Und damit kommt man weit. In ihrem Falle von der Lehre bei der Sparkasse in Tafers bis zu mittlerweile 25 Jahren in der Raiffeisengruppe, von der Filialleiterin in Alterswil, zur Vorsitzenden der Genossenschaft Freiburg Ost bis zur heutigen Stelle. Oder kurz gesagt: von der Lehre bis zur Leitung.
Eine Frage des Vertrauens
Weshalb nicht jede und jeder diesen Weg gehen kann, liegt für Sahli an einem einzigen Wort: Vertrauen. «Ich wollte von Anfang an Verantwortung übernehmen und habe kurz nach der Lehre schon eine erste Weiterbildung dahingehend gemacht. Das Resultat: Als 23-Jährige wird sie Filialleiterin im Seeland. Klar, sie hat mit ihren Werten überzeugt. Dennoch relativiert Sahli: «Jemand muss einem auf diesem Weg Vertrauen geben. Ich bin dem Verwaltungsrat von damals bis heute genau dafür dankbar. Sie haben mir vertraut.» Und seither haben dies weitere Verwaltungsräte getan. Auch sie schenkt anderen Menschen Vertrauen, damit diese an ihren Aufgaben wachsen können.
Von der Familie zur Grossfamilie
So schnell erklärt Sahli 25 Jahre Raiffeisen-Karriere. Auch das ist typisch für diese Frau. Im Vordergrund stehen die Mitarbeitenden, denn sie sind die Bank. Um alle kennenzulernen hat Sahli in den vergangenen Wochen mit allen 120 Personen ein persönliches Gespräch geführt. Mit einer neuen Vorsitzenden beginnt immer auch ein wenig eine neue Unternehmenskultur. Doch es scheint klar, wie diese bei Sahli aussehen wird: «Wir bauen die Werte gemeinsam auf. Nicht von oben herab, sondern mit den Mitarbeitenden gemeinsam. So strahlen wir diese alle zusammen nach aussen aus. Bei uns geht es um Eigenverantwortung, den respektvollen Umgang und Wertschätzeng.» Ist diese Haltung im Laufe ihrer Karriere gereift? Ihre Antwort überrascht, denn Sahli blättert etwas weiter zurück in ihrem Leben: «Ich bin geerdet in einem kleinen Weiler aufgewachsen. Diese Bodenständigkeit hilft, allen Menschen stets auf Augenhöhe zu begegnen. Ich habe Menschen einfach gern.» Auch ihre Augen schmunzeln bei dieser Aussage und aus der einfachen Aussage entsteht die Sicherheit, dass Sahli eine emphatische Person ist.
Und was ändert sich für die Kundinnen und Kunden der Raiffeisenbank-Genossenschaft Sensetal Freiburg Ost? Grundsätzlich nichts. Die 13 Filialen bleiben alle erhalten und es werden dieselben Werte bei den Kunden vorgelebt wie bei den Mitarbeitenden. «Die Bank gehört den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern. Sie bestimmen, wo es langgeht. Wir gehen mit der Gesellschaft und ihren Bedürfnissen mit.» Auch hier geht es ihr also um Vertrauen. Vertrauen erhalten, geben und übernehmen. Sie inspiriert mit diesen Werten eine ganze Bank, ihre Region und in dieser sicherlich viele junge Menschen, die Pläne und Träume für ihre Zukunft haben. Nathalie Sahli ist die Vertrauensmacherin.