Gründer des Vereins «Swiss African Forum»

Zuhause in Bümpliz – mit einer Stimme für Afrika

Tabea Kryemadhi
Issa Abdullahis breites soziales Engagement ist bewundernswert.

Foto: TK

Einfach erklärt
Issa Abdullahi ist in Nigeria geboren. Er lebt seit 35 Jahren in der Schweiz. Er setzt sich in vielen Bereichen und freiwillig ein. So hat er das Swiss African Forum mitgegründet.
Issa Abdullahi, gebürtiger Nigerianer und wohnhaft im Schwab-gut, Bümpliz, setzt sich seit Jahren mit seinem Verein Swiss African Forum für die afrikanische Diaspora ein und hat dadurch vieles organisiert und bewegt – so zum Beispiel ein Festival der Kulturen oder ein Fussballturnier, an dem alle Nationen willkommen sind.

Ganz unscheinbar tritt er aus dem Haus und begrüsst die Ankommende. Freundlich und zurückhaltend schüttelt er die Hand und hält die Türe, damit man eintreten kann. Wer Issa Abdullahi das erste Mal trifft, würde nicht denken, was dieser Mann schon alles bewegt hat. Aber stille Wasser sind ja bekanntlich tief…

Gekommen, um zu bleiben

Als Abdullahi 1990 das erste Mal in die Schweiz kam, hätte er nicht gedacht, dass er 35 Jahre später immer noch hier sein würde. Das Ziel war eigentlich ein Masterstudium in Kanada – der Besuch in der Schweiz war lediglich als Zwischenstopp gedacht. Sein Onkel war damals der Botschafter der Nigerianer in der Schweiz und suchte eine Mutterschaftsvertretung für seine Sekretärin. Ein willkommener Sommerjob, bevor das Stu-dium im Herbst beginnen sollte. Aber die Sekretärin kam nicht zurück und aus der Vertretung wurde ein fixer Job. Als Abdullahi mehrere Jahre später dann eine Schweizer Frau kennenlernte, sich verliebte und schlussendlich heiratete, war der vorübergehende Aufenthalt definitiv zu einem bleibenden geworden. 

Grosses Engagement

Heute ist Abdullahi in Bümpliz zu Hause. Über 15 Jahre war er aktives Mitglied beim Brandcorps Bern, der Freiwilligen Feuerwehr. Er arbeitet mit grosser Freude in der Tagesschule Stapfenacker – umgeben von, wie er selber sagt, «wunderbaren, multikulturellen Kindern». Zudem vertritt er das GFL (Gemeinschaft für lebenswertes Leben) im QBB (Quartierleist Bümpliz-Bethlehem), wo er sich für ein gutes Zusammenleben im Quartier einsetzt.

 Afrikas Vielfalt zeigen

Neben seinen verschiedenen Jobs in der Debitorenbuchhaltung, Logistik, bei der Post oder als Taxiunternehmer kam für Abdullahi 2003 noch eine ganz neue Beschäftigung dazu. Zusammen mit Freunden gründete er das Swiss African Forum mit der Vision, eine gemeinsame Stimme für die afrikanische Diaspora zu schaffen. Abdullahi fiel auf, dass es bis dahin vor allem länderbezogene Anlässe gab. Mal machte die ghanaische Botschaft einen Anlass, mal die nigerianische Diaspora. Einen Anlass, an dem die ganze afrikanische Diaspora in ihrer ganzen Vielfalt präsent ist, gab es aber noch nicht. Das Swiss African Forum sollte das ändern. Abdullahis Augen beginnen zu leuchten, wenn er von den jährlichen Festivals auf der Schützenmatte erzählt: «Es entstanden Freundschaften über Landesgrenzen hinweg und das Festival ist ein Ort, wo man diese Verbundenheit feiern kann.» Mitunter auch mit hoher Prominenz. Fotos von vergangenen Festivals zeigen beispielsweise den Botschafter von Togo oder die ehemalige Botschafterin von Südafrika.

 Gehört werden

Das Festival ist aber nicht die einzige Aktion, die Abdullahi ins Leben gerufen hat. Über die Jahre hinweg setzte er sich immer wieder dafür ein, dass die Anliegen der afrikanischen Diaspora in der Schweiz gehört werden und das Zusammenleben verbessert wird. So engagierte er sich zum Beispiel in Kooperation mit dem Verein «Gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt» für einen Dialog zwischen der Polizei und der Diaspora, ein Angebot, das nach der Berner Kantonspolizei auch die Städte Zürich und Winterthur in Anspruch nahmen. «In den letzten 10 Jahren hat sich dadurch die Beziehung merklich verbessert. Ich höre von der Polizei, dass sie besser wissen, wie sie auf die afrikanische Community zugehen können. Und ich höre von der afrikanischen Diaspora, dass sie sich mehr gesehen und verstanden fühlt.» Eine Entwicklung, die Abdullahi sichtlich freut.

 

Die nächste Generation

Was er sich denn für die Zukunft wünscht? «Schön wäre, wenn eine neue Generation nun übernehmen würde», meint der Gründer des Swiss African Forums. Es müsse aber jemand sein, der es ebenfalls aus Leidenschaft und nicht für Geld mache, denn Finanzen hätte das Forum keine. Die Finanzen bereiten ihm auch ein bisschen Sorgen. Für das Fussballturnier «All Cultures Fussballfestival», das dieses Jahr in Bümpliz stattfand und bei dem 14 Mannschaften um den Titel kämpften und im Finale Nigeria gegen Afghanistan gewann, wurde dieses Jahr kein Sponsor gefunden. Trotzdem entschied sich Abdullahi, das Turnier durchzuführen. Denn es wäre schade gewesen, hätte es diese Möglichkeit nicht gegeben. An diesen Turnieren begegnen sich Kulturen ohne den Beigeschmack des Politischen. «Für mich ist das Festival ein kleines Afrika – und das Fussballturnier eine Mini-Weltmeisterschaft in der Schweiz.» Damit aufzuhören kommt für Abdullahi nicht in Frage.

Wer weiss, vielleicht gibt es nächstes Jahr die Möglichkeit, mit einem Fussballclub zu kooperieren, etwa dem FC Bethlehem oder dem SC Bümpliz? Issa Abdullahi würde es auf jeden Fall freuen.

Info:
Das nächste Event des Swiss African Forums, das Swiss African Cultural Festival, findet von Freitag bis Sonntag, 8. bis 10. August, auf der Schützenmatte in Bern statt.

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