Zufällig getroffen

«Gopf, wir leben doch nicht mehr im Mittelalter»

Thomas Bornhauser
Andrea Steller nimmt sich Zeit für das Interview.

Foto: BO

Einfach erklärt

Andrea Stettler aus Bümpliz ist in Augsburg aufgewachsen. Sie schwärmt vom Norden Europas, insbesondere von Norwegen. In die USA will sie nicht wieder, solange Donald Trump Präsident ist.

Der heutige Beitrag ist ein klassisches Beispiel dafür, dass Gespräche dieser Rubrik durchaus von Thema zu Thema hüpfen. Aber der Reihe nach. Wir haben uns mit Andrea Stettler aus Bümpliz unterhalten. Während unseres Interviews wurde ihr Tortenstück wärmer, der Kaffee kälter…

Andrea Stettler, wo sind Sie aufgewachsen, seit wann wohnen Sie mit Ihrer Familie in Bümpliz?

Aufgewachsen bin ich in Augsburg, seit 2000 wohnen wir in Bümpliz.

Augsburg? Puppenkiste? Das ist aber eine pföne Mupfel?

(Lacht) Genau, mit Jim Knopf, mit Lukas dem Lokomotivführer, mit Emma, mit dem Urmel bin ich aufgewachsen. Auch unsere Kinder – heute 23, 22 und 17 Jahre alt – hatten Freude daran.

Und worüber wollen wir jetzt reden? Hobby?

Reisen (ich verstehe zuerst Reiten und erkundige mich, ob Andrea Stettler ein eigenes Ross hat, worauf sie verwundert reagiert). Wir reisen gerne, auch in den Norden Europas, Schweden, Norwegen. Letzten Sommer haben wir einen Roadtrip durch Norwegen gemacht.

Teuer, nicht wahr?

Das können Sie ruhig laut sagen. Wirklich. Schweden ist etwas günstiger. Aber Migros und Coop sind im Vergleich zu Skandinavien eigentlich Günstiganbieter.

Bleiben wir in Norwegen. Weshalb dieses Land?

Die Natur ist grossartig! Wir sind in den Norden gefahren, weil es uns im Sommer hier zu heiss wird. Und obwohl dieser Trend des «Go North!» zunimmt, haben wir keinen Overtourism erlebt, waren an vielen Orten in Norwegen sozusagen allein unterwegs. Überall haben wir Postkartensujets erlebt. Allein schon die Fjorde sind einmalig, der Geiranger-Fjord zum Beispiel.

Einspruch! Gehen Sie nach Morschach und schauen Sie auf den Vierwaldstättersee hinunter. Geiringer-Fjord in Reinkultur. Nun ja, die Schiffe sind hierzulande ein bisschen kleiner…

Ebenfalls Einspruch! Oberflächlich mag das stimmen, aber alles in allem lässt sich die Natur Norwegens nicht vergleichen, obwohl die Schweiz natürlich auch sehr schöne Gegenden hat. Schade ist, dass wir der Jahreszeit wegen natürlich keine Nordlichter gesehen haben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden (schmunzelt).

Und 2025, wohin des Weges?

Wir fliegen nach Schottland, mieten dort – wie in Norwegen – ein Auto und bereisen das Land. Wer weiss, vielleicht sehen wir ja Nessie in Lochness. Weniger illusorisch sind dagegen die Whiskeybrennereien, die mein Mann besuchen will.

The Macallan, Glengoyne, Auchentoshan und so?

Keine Ahnung. Da müssen Sie meinen Mann fragen (lacht).

Wenn nicht in Europa unterwegs, was haben Sie schon gesehen, was hat Ihnen besonders gefallen?

Wir waren bereits mehrmals in den USA, haben, wenn ich mich nicht irre, 22 Staaten bereist. New York hat es mir angetan.

The Big Apple. Das verstehe ich, ich bin dort aufgewachsen… Etwas Interessantes: Ich habe noch niemanden getroffen, der NYC «ça va» einstuft. Entweder liebt man die Stadt oder man lehnt sie ab.

Ja, das ist so, mein Mann ist kein Fan des Big Apple. Ich schon. San Francisco ist ebenfalls aussergewöhnlich. Übrigens hatten wir die Absicht, auch heuer in die USA zu reisen, aber mit diesem Präsidenten? Das ist für uns ein No-Go. Geht gar nicht.

Was haben Sie denn gegen Herrn Trump?

Ist diese Frage wirklich ernst gemeint? Das geht gar nicht, er benimmt sich wie ein Grossinquisitor, wie der Sonnenkönig.

L’Etat, c’est moi.

Aber genau so. Erinnert mich an den alten weissen Mann, der aus der Zeit gefallen ist. Gopf, wir leben doch nicht mehr im Mittelalter und schon gar nicht in einer Diktatur. Ich verstehe nicht, wie die Amerikaner einen solchen Rüppel wählen konnten.

Hat es vielleicht damit zu tun, dass die Demokraten es verpasst haben, rechtzeitig einen geeigneten Kandidaten aufzubauen?

Ja, das ist schon so. Joe Biden hätte sich 2020 niemals aufstellen lassen dürfen, damit hat alles angefangen. Jetzt ist es zu spät.

Ich fürchte, Sie haben Recht. Leider.

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