Schliessung Saharaladen in der Fussgängerzone

40 Jahre in Bümpliz: Eine Ära geht zu Ende

Tabea Kryemadhi
Verena Brügger mit ihrer langjährigen Mitarbeiterin Rösli Siegenthaler vor ihrem Laden.

Foto: TK

Einfach erklärt
Der Sahara-Laden musste nach 40 Jahren schliessen. Die Inhaberin hat den Laden mit viel Engagement geführt. Dort gab es gebrauchte Mode und fair gehandelte Produkte.
Mit einem Abschiedsapéro verabschiedeten sich die Betreiberinnen des «Sahara»-Ladens Mitte Juni von ihrer Kundschaft. 40 Jahre lang hatte dieser das Bild von Bümpliz mitgeprägt, davon die letzten 24 Jahre in der Fussgängerzone.

Dass es ihr nicht leicht fällt, den Laden zu schliessen, das merkt man schnell, wenn man in diesen Tagen mit Verena Brügger, Inhaberin des Secondhand- und Fairtradeladens «Sahara» spricht. Die Gründe für die Schliessung sind vielschichtig. Da war der angemeldete Eigenbedarf des Vermieters, gleichzeitig das zunehmende Alter von Verena Brügger und ihrer langjährigen Mitarbeiterin Rösli Siegenthaler. Auch die zahlreichen Schliessungen in der Fussgängerzone, die dadurch an Attraktivität verlor, schlugen sich in den Umsätzen nieder. Die anfängliche Suche nach einer neuen Lokalität scheiterte an den hohen Mieten. So beschloss Brügger, einen Schlussstrich zu ziehen. Seit 2001 weilte das Geschäft in der Bümplizer Fussgängerzone, davor 16 Jahre an der Brünnen-strasse, und verkaufte gut erhaltene, exklusive Secondhand-Textilien, fair gehandelten Schmuck, Dekoartikel und hochwertige Lebensmittel von ausgewählten Produzenten. Der Laden war Verena Brüggers Herzensprojekt; sie führte ihn, tatkräftig unterstützt von Rösli Siegenthaler, mit Leib und Seele – auch wenn beide schon längst das Pensionsalter erreicht hatten. Es machte ihr einfach zu viel Spass, als dass sie den Laden schon früher hätte aufgeben wollen.

Ein Ort für Begegnungen

Der Laden war mehr als nur eine gute Adresse, um Secondhand-Markenkleider zu einem günstigen Preis oder Fairtrade-Produkte zu erhalten. Er war auch ein Treffpunkt für Menschen aus Bümpliz und der weiteren Region, für die das Verkaufspersonal ein offenes Ohr hatte und beratend zur Seite stand – etwa bei der Zusammenstellung eines neuen Outfits. «Das habe ich am meisten an meiner Arbeit geliebt», schwärmt die Ladenbesitzerin, wenn sie auf die vielen Jahre zurückblickt. «Wenn ich beratend zur Seite stehen konnte. Zum Beispiel, wenn ich einer Kundin für ein Fest das perfekte Outfit zusammenstellen konnte und diese sich nach dem Anlass mit überschwänglichen Worten und einem Blumenstrauss bei mir bedankte.» Die vielen bereichernden Gespräche werden Brügger in guter Erinnerung bleiben. Die gelernte Dekorateurin denkt auch gerne an die Gestaltung des Schaufensters zurück. «Kundinnen erzählten mir, dass sie ihren Spaziergang extra am Geschäft vorbei planten, um einen Blick ins Schaufenster werfen zu können.» Dass sie und Siegenthaler einen guten Job gemacht haben, das konnte man denn auch am Abschiedsfest sehen. Vom Morgen bis am Abend war der Laden voll mit Leuten, die ein letztes Mal einen Besuch abstatten und Lebewohl sagen wollten. Es herrschte trotz allem eine gute Stimmung, jedoch war auch viel Wehmut dabei. 

Ungewisse Zukunft 

An diesem letzten Tag konnte man spüren, dass dieser Ort mehr als nur ein Laden war. Besuchende teilten ihre Erlebnisse und Erinnerungen. Es war klar – in dieser kleinen Oase kam man schnell miteinander ins Gespräch und nicht selten endete ein Besuch mit einem gemeinsamen Weiterbummeln in der Fussgängerzone oder dem Einkehren im Café nebenan. So förderte dieser Laden nicht nur den Fairtraide-Handel und das Recycling von hochwertigen Kleidern, er trug massgeblich zu einem lebendigen Bümpliz bei. Mit der Schliessung geht nun ein weiterer Laden in der Fussgängerzone verloren – bereits geschlossen haben ein Blumenladen, ein Reiseanbieter, ein Schuhladen und einige weitere. Bei einem Bummel durch die Strasse fallen nun vor allem die leerstehenden Geschäfte sowie die leere, autofreie Strasse auf. Denn je weniger Läden noch in der Fussgängerzone ihre Waren oder Dienste anbieten, desto weniger potenzielle Kundschaft, die in der Fussgängerzone verweilt, gibt es. Wie lange die anderen, verbleibenden Geschäfte noch durchhalten, ist nicht sicher. Eigentlich schade für die kürzlich umgestaltete Zone mit Sitzbänken und Bäumen, deren Schatten zum Verweilen einladen würden.

Aber zurück zu Verena Brügger. Was die ehemalige Inhaberin des «Sahara»-Ladens nun mit ihrer neu gewonnenen freien Zeit vorhat? «Zuerst einmal Ferien», antwortet diese mit einem Seufzer. Und dann wäre da noch der Garten. Und die Enkelkinder, die Pferde der Tochter und weiteres. Langweilig wird es ihr also bestimmt nicht. 

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