Der 36. Bümpliz Märit am 31. August

Wirtschaft ist nicht nur Sache der Ökonomen

Sacha Jacqueroud
Von Sacha Jacqueroud - Chefredaktor
Der Bümpliz Märit war letztes Jahr gut besucht.

Foto: zvg

Einfach erklärt
Am 31. August findet der 36. Bümpliz Märit statt. Der KMU Bern West organisiert den Traditionsanlass. Es ist kein reines Wirtschaftstreffen, sondern ein Markt für alle.
«Wir sind voll, mehr Stände haben keinen Platz», sagte letztes Jahr Marktchef Michael Lüthi. Das dürfte auch in der 36. Austragung nicht anders sein; die Anmeldungen verraten es. Was macht den Reiz des Bümpliz Märits aus? Eine Vorschau als Erklärungsversuch.

Einzigartigkeit. Es gibt kein Wort, das den Markt und die Leute besser beschreiben könnte. Der KMU Bern West könnte eine Gewerbeausstellung machen, wie alle anderen KMUs auch. Eine Leistungsshow sozusagen. Doch die Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Stadtteil VI haben einen anderen Plan. Sie wollen noch näher mit den Menschen zusammenkommen.

Sommerliche 

Selbstverständlichkeit

«Wirtschaft besteht aus Menschen, nicht aus Zahlen», sagte einst Albert Marshall. Der bekannte Ökonom will aufzeigen, dass Wirtschaft letztendlich nicht von Daten und Statistiken abhängt, sondern von den Entscheidungen und Handlungen der Menschen. Der KMU Bern West veranstaltet einen Markt für alle und ist auch offen für alle. Vom Veloladen über die politischen Parteien, einigen Vereinen bis zum Versicherungsanbieter. Die Einzigartigkeit der Vielseitigkeit. Für alle ist etwas dabei, Gespräche, Genuss und Gemütlichkeit inklusive.

Am Märit sind alle gleich

Ein grosser Unterschied zu den GEWAs, den Gewerbeausstellungen, ist die Art und Weise wie eine Firma, ein Verein oder eine Partei auftreten kann. Nämlich genau gleich wie alle anderen. Ein Stand, ein Dächlein und eine Steckdose. Fertig. Ob Mobiliar oder Trachtengruppe, ob SVP, SP oder Grillecke, alle Stände gleichen sich aufs Muster. Deshalb verwandelt sich die Fussgängerzone nicht in eine «Chilbi», das ist ja schliesslich ein anderes Highlight, sondern in ein schmuckes Gesamtbild, das Lust aufs Hindurchschlendern macht.

Zeit für Gespräche

Mit Betonung auf Schlendern. Denn hier ein Schwätzchen, dort ein Bierchen und dann wieder eine lustige Begegnung, der Bümpliz Märit lädt ein, um zu verweilen. Der KMU Bern West wünscht sich, dass die Standbetreibenden sich Zeit nehmen. Für die Menschen, die Gesellschaft, den Stadtteil VI. Geld, Bronze, Silber und Gold. Alles wiegt leichter als Zeit. In einer hektischen Epoche und sich überschlagenden Ereignissen ist das «Sich-Zeit-Nehmen» kostbar und selten. Der Bümpliz Märit schenkt also all seinen Besuchenden etwas so Wertvolles wie einen wunderbaren Moment, ein Verweilen, ohne sich zu beeilen.

Begegnung statt Umsatz

Wieso tut der KMU Bern so etwas? Es gibt keine Verpflichtung, seit 36 Jahren dieses Prozedere immer wieder von neuem zu wiederholen. Das Konzept wurde nie in Frage gestellt, die Selbstverständlichkeit, wie man von Seiten des Gewerbes daran teilnimmt, sucht ihresgleichen. Die Antwort ist so plump wie genial. Begegnung statt Umsatz. «Die beste Wirtschaft ist jene, die den Menschen hilft, sich selbst zu helfen», sagte einst Ronald Reagan. Klingt fast so, als wäre er kurz zuvor am Bümpliz Märit gewesen. Der KMU Bern West versteht sich als Teil der Gesellschaft. Eine Firma definiert sich nicht nur über ihre Produkte, sondern auch über ihre Verwurzelung in der Umgebung. Werbung in eigener Sache machen die KMUs aus Bern West mit einem einfachen Märitstand statt mit einer Werbeagentur und einem oft wenig authentischen Slogan.

Wenn es also am 31. August wieder heisst «Bümpliz Märit», dann heisst das auch, Zeit füreinander zu haben und sich als Teil eines Stadtteils zu verstehen, einem einzigartigen noch dazu. Bümpliz und Umgebung besteht aus vielen Firmen, Vereinen, Parteien und Institutionen. Der KMU Bern West weiss einfach etwas, das viele KMUs noch nicht ganz so mutig vorleben: Die Wirtschaft ist zu wichtig, um sie nur den Ökonomen zu überlassen.

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