Dass dies der letzte Band ist, hat vor allem damit zu tun, dass Werren im Frühjahr 2022 einen Hirnschlag erlitten hat. Dies war ein schwerer Schicksalsschlag für ihn, und die Fertigstellung des dritten Bandes verschob sich vorerst auf unbestimmte Zeit. «Zu Beginn konnte Max gar nicht mehr sprechen, geschweige denn schreiben, auch wenn dies mittlerweile wieder sehr viel besser geht. Trotzdem strengt es ihn noch sehr an, er verdreht oftmals die Worte oder sie fallen ihm nicht mehr ein», erzählt seine Lebenspartnerin Beatrice Gertschen. «Zum Glück hatte ich bereits vor dem Schlaganfall vieles geschrieben und zusammengetragen. Und als es mir wieder besser ging, konnte ich immerhin alles editieren, die Bildauswahl machen und das Layout kontrollieren. Das Ganze war aber nur möglich durch die Hilfe vieler wunderbarer Menschen», erzählt Max Werren und weiter: «Es ist nicht immer leicht zu akzeptieren, dass ich nicht mehr einfach so Dinge leisten kann wie früher. Und zu Beginn hat niemand ein Wort verstanden. Aber ich bin dankbar, dass es mir mittlerweile bereits wieder um ein Vielfaches besser geht.»
Zu Beginn Journalist, hat sich Max Werren später als Stadtführer viel Wissen und Geschichten angeeignet. Wissen nicht nur über die Stadt Bern, sondern ganz besonders auch über den Stadtteil Bümpliz, wo er geboren und aufgewachsen ist. Durch seine Arbeit im Ortsarchiv Bümpliz und seine Präsidentschaft für den Schlossverein Bümpliz wurde Bümpliz mehr und mehr zum Zentrum seines Wirkens und Sammelpunkt seiner Interessen als Historiker und Archivar. Die Geschichten für die Bücher sind oftmals aus Erzählungen von Menschen heraus entstanden, die Max Werren auf seinem Weg begegnet sind. Als Werren noch im Ortsarchiv gearbeitet hat, kamen oft auch Menschen auf Besuch und haben ihm Geschichten vom Urgrossvater oder Onkel erzählt. Daraufhin hat Max Werren jeweils recherchiert und Hintergrundinformationen gesammelt – so sind die «Bümplizer Geschichte(n)» schliesslich entstanden. «Die Menschen in der Umgebung sind mindestens genau so wichtig, sie sind ein grosser Teil des Fundus, der diese Geschichten zu dem machen, was sie sind», erzählt Werren.
Auf die Frage, ob er im 3. Band eine Lieblingsgeschichte habe, erzählt er: «Archivar sein und all die Historiken zu hören ist manchmal ja nicht so lustig, aber es gibt schon zwei oder drei davon. Denn es sind vor allem die lustigen und humorvollen Geschichten, die ich sehr gerne mag.» Und die Geschichte, die ihm einfällt, lautet so: «Wie es zu dieser Zeit üblich war, umfasste der Kreis der erlauchten Gäste aus der Eröffnungsfahrt ausschliesslich Männer. Nach dem Start auf dem hintersten Gleis des Hauptbahnhofs Bern erfolgte ein erster Halt im Bahnhof Bümpliz-Bethlehem (heute Bern Bümpliz Nord). Ein Mitarbeiter der Eisenbahn hielt das Geschehen wie folgt fest: Die Gemeinde Bümpliz bekundete ihre Nähe zur Hauptstadt durch flotte Ehrendamen, welche den funkelnden Wein in silbernen Pokalen kredenzten. Hinter vier Fahnen war ein Kinderchor gruppiert, daneben die Blechmusik. ‹Vaterland ruh in Gottes Hand›, sangen die Kleinen. Dann dampfte der Zug weiter in die sonnige Gegend hinaus.»
Zum Schluss sagt Max Werren: «Wir sind das am besten dokumentierte Quartier von Bern. Das ist vor allem so, weil wir selbst vieles gesammelt haben. Diese Dokumente und diese Bücher werden mich überleben. Sie sind das Resultat all dieser gesammelten Papiere und Dokumente inklusive der 4000 Fotografien. Und auch wenn es das Ortsarchiv Bümpliz noch gibt, wurde vieles dem Staatsarchiv übergeben und ist nun da untergebracht. Wir sind die Geschichten dieser Menschen hier im Stadtteil VI, dieser Menschen im Dorf Bümpliz.»
Zur Person
Max Werren, geboren am 4. April 1942 in Bümpliz. Er war Journalist beim «Berner Tagblatt» und arbeitete viele Jahre als Stadtführer in Bern und später in Bümpliz. Max Werren war 16 Jahre Direktor des Gewerbemuseums im Kornhaus. Danach bildete er sich zum eidgenössisch diplomierten Public Relations-Berater weiter und arbeitete selbständig als solcher. Von 2001 bis 2021 war er für die Betreuung des Bümplizer Ortsarchiv zuständig und hat nun das Präsidialamt des Schlossvereins Bümpliz niedergelegt, welches er bis vor kurzem bekleidet hat. Max Werren ist verwitwet und wohnt mit seiner Lebenspartnerin in Köniz.
BÜMPLIZER GESCHICHTe(N)
Band 3 (2023): Eine Chronik mit kurzweiligen Erzählungen aus der Vergangenheit des Bauerndorfs Bümpliz bis hin zum grössten Stadtteil Berns
Band 2 (2019): 15 Kapitel über die Vergangenheit der einstigen Gemeinde Bümpliz und des heutigen Stadtteils VI
Band 1 (2016): Historischer Abriss über die 2000-jährige Geschichte von Bümpliz in sechzehn Kapiteln