Nach der Begrüssung durch IGW-Präsident André Frey liess Martin Neff, Chefökonom der Raiffeisen Gruppe, in seinem Referat zur aktuellen Wirtschaftslage die Turbulenzen der letzten Jahre im In- und Ausland Revue passieren – mit prägnanten Statements wie: «Corona legte Wirtschaft lahm», «Lockdown überforderte Wirtschaft», «Ukrainekrieg legte Ohnmacht Europas schonungslos offen», «Energie wird zum strategischen Pfand», «Die Inflation ist zurück und die Zinswende Realität», «Soziale Kohäsion ist angeschlagen» und «Lieferkettenproblematik entspannt sich harzig».
Die Schweiz in strategisch guter Position
Anhand von aussagekräftigen Grafiken zeigt Neff in der folgenden «Wirtschaftsprognose Schweiz», dass die Auswirkungen der erwähnten Turbulenzen unser Land weniger hart treffen werden. Sowohl die Inflation als auch die Rohstoffpreise sind im Vergleich mit der Eurozone und den USA weit weniger gestiegen. Während im November 2022 die Inflation in der Eurozone auf den Rekordwert von 10,6% steigt, verharrt sie im «Sonderfall Schweiz» bei tiefen 3%. Lob gab es von Neff für die Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank, die «endlich konsequent und konsistent» gehandelt hat. Bei seiner Prognose gab sich der Referent denn auch zuversichtlich: Die Inflation werde sich 2023 hierzulande bei 2,5%, in der Eurozone jedoch bei 5,5% und in den USA bei 4% einpendeln, vermutet er.
Fachkräftemangel als grösstes Problem
Erfreulich auch die Feedbacks der anwesenden KMU-Geschäftsführer in der abschliessenden Fragerunde zum Geschäftsverlauf 2022, den Prognosen für 2023 und den vorgesehenen Lohnerhöhungen. Grundsätzlich sei man mit dem Geschäftsverlauf 2022 zufrieden, die Auftragsbücher seien bei den meisten Firmen bis mindestens März 2023 gut gefüllt und Lohnerhöhungen seien bei vielen Firmen eingeplant.
Ein Wermutstropfen aber war bei den meisten Rückmeldungen nicht zu überhören: Man hätte 2022 durchaus wachsen können, habe jedoch die nötigen Fachkräfte trotz intensiver Suche nicht gefunden. Vereinzelt war auch zu vernehmen, dass man angesichts dieses Fachkräftemangels wieder vermehrt in die Lehrlings-Ausbildung investieren wolle.