Wer regelmässig mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist, nutzt vermutlich die SBB-Website oder -App. Und wer auch mal abseits der bekannten Verbindungen reist, hat wohl bereits auf die Dienste der «Umsteigekarte» vertraut. Auf dieser sehen Reisende ihren Weg von einem Perron zum anderen oder vom Gleis bis zur Tramhaltestelle. Was Orientierung im Gewusel bietet, wird unter anderem von Besart Memeti programmiert. Der junge Informatiker hat seine Ausbildung im letzten Sommer abgeschlossen und gehörte zu den Besten seines Fachs. Dreimal nahm er an den Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills teil; im 2022 wurde er in zwei Kategorien Fünfter, letztes Jahr schaffte er den ersten Rang. Bald darauf nominierten ihn die Verantwortlichen fürs Nationalteam: Im September wird der Flamatter nun die Schweiz an den Berufsweltmeisterschaften in Lyon vertreten – als einziger Freiburger.
Vom Gamen zur SBB
«Ich war schon immer von Technologie fasziniert», erzählt Memeti an seinem Arbeitsplatz im Berner Wylerpark. Beim Videospielen habe er sich jeweils gefragt, wie die Landschaften und Abläufe wohl entstehen? Er schnupperte bei mehreren Firmen, darunter auch bei den SBB. Das Reinschauen überzeugte den Oberstufenschüler und bald hatte er die Lehrstelle auf sicher. Vier Jahre dauert die Ausbildung zum Informatiker. «Bei uns gab es ein Basislehrjahr für alle Informatiklernenden der SBB. Dort bekamen wir die Grundlagen vermittelt und absolvierten ÜK, die überbetrieblichen Kurse», erklärt er. Ab dem zweiten Jahr arbeitete er bereits in konkreten Projekten der Ausbildungsabteilung mit, ab dem dritten Lehrjahr sammelte er Erfahrungen in anderen Abteilungen.
«Immer neue
Herausforderungen»
Bereits vor Lehrantritt gilt es, sich für eine Fachrichtung zu entscheiden. Bei der Plattformentwicklung geht es unter anderem um die Planung und das Betreiben von Netzwerken wie Server- oder Cloud-Lösungen. Bei der Applikationsentwicklung, wofür sich Memeti entschied, gehören Softwarelösungen zu den Hauptaufgaben. Er schätzt die Vielfältigkeit seines Berufs: «Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Man ist im ständigen Austausch mit dem Team und arbeitet immer wieder an etwas Neuem.» Zudem könne er seinen Arbeitstag frei gestalten und selbst entscheiden, wie er die Aufträge angeht.
Arbeit bietet Mehrwert
Heute arbeitet Memeti als Softwareentwickler für die Kundeninformation. Der vom Flamatter mitgestaltete Fussweg-Routenplaner bedingt eine Fülle an Informationen, deren Daten gesammelt, berechnet und schlussendlich angezeigt werden müssen. Der 20-Jährige arbeitet daran sowohl im Frontend- wie im Back-end-Bereich. Ersteres bezeichnet den Oberbau – die für die Benutzenden erkennbaren Elemente wie Schaltflächen – und zweiteres den Unterbau: die Verarbeitung und die Datenbank im Hintergrund. Memeti pendelt mit dem Zug von Flamatt nach Bern. Ab und zu kommt es vor, dass Mitreisende «seine» Karte studieren. «Es ist immer eine Freude, wenn Kunden die App mit dieser Funktion benutzen», sagt er. «Das ist für mich das Schönste an meiner Arbeit: zu sehen, dass es einen Mehrwert hat und eingesetzt wird.»
Ein Tag pro Woche für Lyon
Einen Tag pro Woche investiert der Softwareentwickler in die Vorbereitung auf die WorldSkills. Unterstützt wird er von seiner Arbeitgeberin SBB, dem Berufsverband ICT-Berufsbildung Schweiz und den Verantwortlichen des «SwissSkills National Team». Die vier Tage in Lyon werden dem Lehrabgänger einiges abfordern. Ihn erwarten in seiner Wettkampfkategorie «IT Software Solutions for Business» Aufgaben, die es in einem gewissen Zeitrahmen zu lösen gilt. Bei den SwissSkills 2023 etwa ging es darum, die Prozesse für ein fiktives Pharmaunternehmen zu verbessern: «Wir mussten eine Applikation entwickeln, mit der Produktlinien erfasst und bei der Bestell-abläufe definiert sind.» Bis im September gibt es also noch viel zu üben; auch ein Mentalcoaching gehört dazu. Regelmässig trifft sich zudem das ganze WorldSkills-Team. Zur Unterstützung wird Memetis Familie im September mit dabei sein. Ganz bewusst lässt sich Besart Memeti nicht durch Überlegungen zu seinen Gewinnchancen ablenken. Stattdessen konzentriert er sich auf das, was er selbst beeinflussen kann: «Mein Ziel wird sein, mich voll und ganz auf das zu fokussieren, woran ich gerade arbeite.» Wenn er sich an diesen «Routenplan» hält, sollte ihm der «Umstieg» von den Top-Rängen der Schweizermeisterschaften zur Spitze der WorldSkills pünktlich gelingen.