Das Programm schritt:weise ist Bestandteil des Netzwerkes «primano», dem Frühfördernetzwerk der Stadt Bern. Es sieht vor, Familien in ihrem Zuhause zu besuchen und Kinder auf spielerische Art und Weise zu fördern. «Kinder sind von Natur aus neugierig und wollen lernen», weiss Katrin Müller. Die Standortleiterin Bern West arbeitet seit neun Jahren im Gesundheitsdienst «primano» und verantwortet, zusammen mit drei weiteren Standortleiterinnen, die fachliche Qualität im Programm «schritt:weise». Der Eintritt in das Schulsystem kann für sozial benachteiligte Familien eine grosse Herausforderung sein. Das Spiel- und Lernprogramm soll Eltern ermutigen und Wege aufzeigen, wie sie ihre Kinder unterstützen und stärken können. «Dies ermöglicht den Kindern eine gesunde Entwicklung und später einen guten Start in den Kindergarten und die Schule», so die Psychologin. «Vorwiegend haben wir Familien mit Migrationshintergrund, die am Hausbesuchsprogramm teilnehmen. Doch das Förderangebot richtet sich an alle Familien, die in der Stadt Bern wohnen und Kinder im Vorschulalter haben», betont Müller.
Kommunikation auf Augenhöhe
Das Netzwerk verfügt über vielfältige Kontakte und vermittelt hauptsächlich Hausbesucherinnen, welche selbst Mütter sind und die Landessprache der jeweiligen Familie sprechen. «Das ist eine Win-Win Situation», sagt Müller und erklärt: «Die Hausbesucherinnen haben meist selbst einen Migrationsweg hinter sich und können daher die Situation der Familien gut erfassen. Oft sind es Frauen, die in ihrem Herkunftsland einen Beruf wie Kindergärtnerin oder Lehrerin ausgeübt haben.» Entscheidend seien jedoch nicht die Ausbildungen, sondern die Erfahrungen, die sie als Mütter mitbringen. Zu Beginn des Programms erhält jede Familie eine Kiste, die sich fortlaufend mit Lernmaterialien füllt, welche alle Sinne der Kinder ansprechen und die Grob- und Feinmotorik fördern. Auch Sprachkompetenzen und das Sozialverhalten werden spielerisch geübt. Die Besuche finden wöchentlich statt. Die Standortleiterinnen begleiten und überwachen das Programm und besuchen die Familie ebenfalls in regelmässigen Abständen oder bei Bedarf.
«Meistens werden wir von den Familien herzlich und mit offenen Armen empfangen. Doch es gibt auch immer wieder Situationen, wo wir viel Aufklärungsarbeit leisten. So ist es beispielsweise immer wieder wichtig zu betonen, dass all unsere Mitarbeiterinnen der Schweigepflicht unterstehen», so die Standortleiterin. Ergänzend zu den Hausbesuchen haben die Kinder die Möglichkeit, eine Spielgruppe oder Kita zu besuchen. Dies empfiehlt sich spätestens ein Jahr vor Beginn des Kindergartens.
Vernetzung im Quartier
Das Programm «schritt:weise» besteht aus zwei Standbeinen: Nebst den Hausbesuchen treffen sich die Familien regelmässig in ihren Quartieren. Die Eltern haben die Gelegenheit, sich auszutauschen, während die Kinder zusammen spielen. Zusätzlich informieren die Standortleiterinnen über Angebote in ihren Quartieren für den Alltag mit Kindern und es werden Referate zu erziehungsspezifischen Themen vorgetragen. «Das Angebot wird rege genutzt», freut sich Müller und fügt an: «Aber es gibt noch Luft nach oben. Die Eltern stehen unter hohen Druck, Geld zu verdienen, besonders die Väter. Die Mütter sind oft unsicher und haben Bedenken, das Haus zu verlassen. Deshalb ist es wichtig, nah bei den Familien zu sein, sie zu stärken und sorgfältig ihr Vertrauen zu gewinnen».
Die Mühe lohne sich, schwärmt Müller: «Jedes einzelne Kind macht im Programm wahnsinnige Fortschritte. Die Kleinen entwickeln neue Fähigkeiten, werden lebendig und selbstsicherer. Auch die Beziehung zwischen dem Kind und den Eltern verbessert sich. Bei unserer Zusammenarbeit mit den Familien werden wir immer wieder mit solchen Freudemomenten beschenkt.» Die Mutter von zwei Kindern ist überzeugt: Jedes Wesen hat das Recht, sich zu entwickeln. Frühe und präventive Förderung für Kinder aus allen sozialen Schichten stellt die Weichen für eine glückliche Kindheit und eine erfolgreiche Zukunft.
Infos zu Schritt:weise
Anmeldungen zum aktuellen Programm werden laufend entgegengenommen. Das Programm dauert 1,5 Jahre und kostet 10 Franken pro Monat.
Standorte Bern: West, Nord/Ost, Mitte/Süd
Sprachen: Deutsch, Schweizerdeutsch, Albanisch, Arabisch, Dari, Farsi, Tigrinya, Türkisch, Kurdisch, Ukrainisch, Russisch