Heidi Röthlisberger, kurzer Lebenslauf.
Moment mal… Schön der Reihe nach. Klar haben Sie mir gesagt, worum es geht. Wissen Sie aber, ob ich mitmachen werde?
Sorry, wenn ich mit der Türe ins Haus falle…
Nun. Ich bin Jahrgang 38, aufgewachsen bin ich an der Hochfeldstrasse in Bern.
Und vermutlich auch ins Hochfeld-Schulhaus gegangen, wie ich selber, viele Jahre später…
Ja. Aber auch ins Muster-Schulhaus. Ich habe Verkäuferin vis-à-vis der Reitschule am Bollwerk bei Luchsinger & Trees gelernt, das Geschäft gibt es längst nicht mehr. Später sind mein Mann und ich an die Könizstrasse gezügelt, haben im gleichen Haus wie Jacky Schmutz gewohnt (Anm. d. Red.: legendärer Rock’n’Roll-Musiker) und eben seit 27 Jahren jetzt im Kleefeld. Wir haben zwei Kinder, unsere Tochter ist Podologin, der Sohn «E.T.», wie er sich als Netzwerktechniker bezeichnet. Mein Mann ist vor neun Jahren verstorben, ich besuche ihn regelmässig auf dem Friedhof. Was für eine wunderschöne Anlage! Dort treffe ich auch Frauen, die verwitwet sind.
Ihnen gefällt es offenbar in Bümpliz.
Oh ja! Hier finde ich alles, was ich benötige, habe meinen Metzger, meine Bäckereien, meine Coiffeuse. Und der öV ist ganz in der Nähe, mit super Verbindungen in die Stadt. Ich möchte nirgendwo anders wohnen.
Irgendetwas, das Ihnen nicht gefällt?
(Wie aus der Pistole geschossen) Ja, dass Hundehalter nicht schauen können, dass ihre Lieblinge ihr «Hoch das Bein» nicht an Orten erledigen, wo es kein Gefälle zum Trottoir gibt. Es ist kein Vergnügen, den Wasserrinnsalen auszuweichen. Dazu stinkt es auch noch. Und noch etwas: Mich regen die Kinder und Jugendlichen auf, die alles einfach auf den Boden schmeissen.
Wie erklären Sie sich diese üble Angewohnheit?
Es ist doch eine Frage der Erziehung! Oder vielleicht wollen sie sich gegenüber ihren Eltern abgrenzen, wie wir in den 60er-Jahren mit langen Haaren bei den Buben und Minijupes bei den Mädchen. Ich weiss es ehrlich nicht, ich finde es einfach «daneben». Übrigens, die «BümplizWochen» lese ich immer gerne, sie ist gut gemacht.
Danke. Wenn Sie in Bümpliz etwas ändern könnten, was wäre das denn?
Etwas, das ich nicht ändern kann, ist dieser scheussliche Betonbau bei der Migros Bachmätteli. Dort, wo früher die «Schüdere» stand. In einer Zeitung war gar vom «Schandfleck in Bümpliz» zu lesen. Ich verstehe nicht, wie man für so etwas eine Baubewilligung erteilen konnte. Wirklich nicht. Aber ich kann durchaus konstruktiv sein (lacht).
Wir bitten darum.
Es hat doch viele Politikerinnen und Politiker aller Parteien, die in Bern-West leben. Wieso können sie sich nicht über alle Parteigrenzen hinweg zusammentun und Ideen für die Fussgängerzone entwickeln? Für Fussgänger mag sie schön sein, aber die Geschäfte? Dosenbach ist raus, Hotelplan ebenfalls, in der ehemaligen Brocki ist jetzt ein Kunsthandel zu finden, wo ich nie Leute sehe. Und, und, und… Stellen Sie sich vor, der Sternen würde auch schliessen! Es muss doch einen Weg geben – einen gemeinsamen – um diese Zone aufzuwerten, damit alle davon profitieren können.
Lassen wir Ihre Überlegungen doch stehen. Sagen Sie, was für ein Kaffeekränzchen ist das hier?
(Mit leichter Empörung) Das ist kein Kaffeekränzchen, das ist ein Stammtisch! Wer am Mittwochnachmittag Zeit hat, kommt hierher. In Zukunft werden wir uns auch am ersten Donnerstag im Montag im Coop-Restaurant treffen. Gerade im Alter sind soziale Kontakte sehr wichtig.
Das stimmt, als Kaffeekränzchen, beim Stammtisch oder beim Spazieren.
Was ich übrigens sehr gerne tue. Ich erhoffe mir einfach gute Gesundheit, damit ich das Leben auch weiterhin, mit viel positiver Energie, geniessen kann.