Und eben: In Bern wird am
17. November 1924 mit dem legendären Autobus Nummer 5 eine Strecke in Betrieb genommen, die Signalcharakter für den öV in der ganzen Schweiz haben sollte. Die Details zur Geschichte sind im Buch «Trams und Busse der Stiftung BERNMOBIL historique» nachzulesen.
Kein Geld für eine Tramlinie
Die Entwicklung der Bundesstadt – Bern ist 1848 dazu auserwählt, auch um dem wirtschaftlich stärkeren Zürich nicht ein zu grosses Gewicht beizumessen – und seine Agglomeration wächst zu Beginn des 20. Jahrhunderts überdurchschnittlich. Zur Erinnerung: Finanzielle Schwierigkeiten zwingen das Bauerndorf Bümpliz 1919 zur Fusion mit der Stadt Bern, dies nach einer Verfügung des Kantons. Die Folgen dieses behördlich verordneten Zusammenschlusses: Die Stadt Bern hat plötzlich einen unerwartet gros-
sen Bevölkerungszuwachs. In Bümpliz sind damals nicht bloss Bauern ansässig. Vor allem Mitarbeitende der öffentlichen Verwaltung in der Bundesstadt warten auf den Ausbau des öV. Fünf Jahre später ist es soweit. Inte-
ressant in diesem Zusammenhang, auch mit den aktuellen Ausbauplänen der Strecke: Aus der ursprünglich als Tramlinie geplanten Verbindung von Bümpliz nach Bern bis nach Ostermundigen wird aus Kostengründen die erste Stadtbuslinie der Schweiz. Die in den letzten Jahren rasant verbesserte Technik bei Bussen machen es nämlich möglich, dass die neugegründete Betriebsgesellschaft Stadt-Omnibus Bern SOB sich vorerst sieben Fahrzeuge bei der Saurer AG in Arbon bestellen kann.
Aus Lastwagen wird Omnibus
Die soeben erwähnten Fahrzeuge aus der Ostschweiz sind mit ihrem Chassis eigentliche Lastwagen. Kein Problem: Auf diese Konstruktion wird eine Personenkabine mit 24 Sitz- und 15 Stehplätzen aus Eschenholzgerippe aufgebaut, die Sitze edel mit Polster ausgestattet, im Gegensatz zu Holzbänken, wie man sie sonst in den öV kennt. Noblesse oblige. Weniger edel dafür die Arbeit der Buschauffeure, die beim Fahren keinerlei technische Unterstützung haben. Im Klartext: Kein synchronisiertes Getriebe, keine Lenkhilfe, Zwischengas und Zwischenkuppeln angesagt. Einer dieser Busse ist heute noch – nach einem Brand 2002 aufwändig restauriert – in Betrieb und steht für spezielle Anlässe zur Verfügung.
In Zukunft noch nachhaltiger
Innerhalb der folgenden Jahre wird das Streckennetz konti-
nuierlich ausgebaut, nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass die Busse nicht bloss für Berufspendler attraktiv sind, sie werden zunehmend auch für Ausflüge genutzt. Stellt sich also die Frage nach 100 Jahren, wie es öV-mässig mit BERNMOBIL wettergehen wird? Dazu Rolf Meyer, Leiter Kommunikation: «Der öV wird klimaschonend unterwegs sein, indem alle Fahrzeuge elektrisch angetrieben sind und mit Strom aus nachhaltiger Produktion fahren werden. Dafür stellt BERNMOBIL bis circa 2035 alle Buslinien auf elektrischen Antrieb um.» Und: Es werden laufend grössere Fahrzeuge eingesetzt, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. So wird ein Tram nach Ostermundigen gebaut oder die Linie 9 von Wabern nach Kleinwabern verlängert. Die Buslinie 10 nach Köniz wird auf Doppelgelenktrolleybusse umgestellt. Vor allem: Der öV wird besser mit anderen Verkehrsträgern vernetzt, insbesondere mit Sharing Angeboten, wie Publibike, Mobility oder E-Scootern. MaaS (Mobility as a Service) wird sich in den Städten etablieren.